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Wirtschaft: Erfolgloses Gastspiel

Der US-Einzelhändler Wal Mart trennt sich von deutschen Filialen – Käufer Metro will damit seine Warenhauskette Real stärken

Berlin - Für Wal Mart war es nur ein kurzes Gastspiel: Nach nur acht Jahren und hohen Verlusten gibt der größte Einzelhändler der Welt den deutschen Markt auf. Die 85 Filialen werden an die Düsseldorfer Metro-Gruppe verkauft, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Metro wolle mit dem Kauf, dem die Kartellbehörden noch zustimmen müssen, seine Schlagkraft auf dem deutschen Markt erhöhen, sagte Konzernchef Hans-Joachim Körber. Über den Preis bewahrten beide Unternehmen Stillschweigen. Der Kurs der Metro-Aktie legte gestern zeitweise um mehr als vier Prozent zu.

Wal Mart hatte seit seinem Start in Deutschland (siehe Kasten) nie richtig Fuß fassen können. Erst im Februar hatte der US-Händler angekündigt, weitere Filialen in Deutschland zu schließen. Obwohl Wal Mart ausdrücklich betont hatte, dass ein langfristiges Engagement geplant sei, werteten Branchenexperten die Schließungen schon damals als schrittweisen Rückzug aus Deutschland

Der Metro-Konzern (Kaufhof, Mediamarkt, Extra) will mit Wal-Mart seine angeschlagene Selbstbedienungskette Real stärken. Nach einem Skandal um verdorbenes Fleisch im vergangenen Jahr waren die Umsätze in den 550 deutschen Märkten eingebrochen. Der Konzern geht noch weiter: Einkaufsvorstand Stefan Feuerstein, der bisher für die Real-Sanierung zuständig war, soll den Konzern verlassen. Sein Nachfolger wird der frühere Telekom-Manager Andreas Riedel.

Wal Mart räumte am Freitag sein Scheitern ein. Der stellvertretende Deutschland-Chef Michael Duke sagte, dass es „unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland schwierig ist, die von uns angestrebte Größe und angestrebten Ergebnisse zu erzielen“. Im Zusammenhang mit dem Verkauf seiner deutschen Warenhäuser will Wal Mart im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2007 eine Milliarde Dollar abschreiben. Metro übernimmt die Filialen schuldenfrei.

„Wal Marts Geschäftsphilosophie hat in Deutschland nicht funktioniert“, sagte Fred Otto, Einzelhandelsexperte von AC Nielsen. Das sei allerdings kein spezifisches Wal-Mart-Problem. Auch andere ausländische Anbieter, darunter die US-Bekleidungskette Gap, hätten sich wieder aus Deutschland zurückgezogen. Wal Mart habe offenbar die Komplexität des deutschen Marktes unterschätzt. In keinem anderen Land gebe es so viele Discounter, in keinem anderen so preissensible Verbraucher, die im Zweifelsfall lieber Abstriche bei der Qualität machten, als mehr Geld auszugeben.

Auch James Bacos von der Unternehmensberatung Mercer war von dem Rückzug nicht überrascht. „Das ist nachvollziehbar. Wal Mart in Deutschland ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, profitabel zu werden.“ Das Unternehmen sei zu klein gewesen und habe darum einen Einkaufsnachteil gehabt.

Die Experten bezweifeln allerdings, ob Real und Metro zusammen unbedingt besser sind. „Beide passen gut zusammen, aber es wird nicht automatisch eine Erfolgsgeschichte daraus“, sagte Bacos. Metro wird durch den Kauf künftig Marktführer bei Selbstbedienungs-Warenhäusern. Der Lebensmitteleinzelhandel wird aber weiter von den Discountern dominiert. Allein Aldi hat etwa doppelt so viel Umsatz wie Real und Wal Mart zusammen.

Maren Peters

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