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Erfolgreiche Sanierung: Nähmaschinen-Hersteller Pfaff kehrt an die Börse zurück

Eine Insolvenz, wechselnde Eigentümer und immer wieder herbe Einschnitte bei den Arbeitsplätzen: Es gibt kaum etwas, das den Beschäftigten des Nähmaschinenherstellers Pfaff nicht zugemutet worden wäre.

Kaiserslautern - Nun soll alles besser werden. Pfaff habe "in einem hart umkämpften Markt eine Ausgangsposition, wie sie das Unternehmen seit Jahren nicht mehr hatte", heißt es beim Mehrheitsgesellschafter GCI. Von Mittwoch (17. Januar) an soll die Aktie der Pfaff Industrie Maschinen AG wieder an der Börse gehandelt werden.

Um Pfaff fit für das Comeback an der Börse zu machen, unterzog der Münchner Finanzinvestor GCI, der Ende 2005 die Anteile komplett übernommen hatte, das Unternehmen zuletzt allerdings noch einmal einer ziemlichen Rosskur. Damit in diesem Jahr wie gefordert 9,6 Millionen Euro bei den Personalkosten eingespart werden können, musste von den gut 500 Beschäftigten am Stammsitz Kaiserslautern etwa ein Viertel gehen. Die verbliebenen Mitarbeiter des 145 Jahre alten Unternehmens verzichten außerdem bis 2010 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Im Frühjahr werde es in Kaiserslautern den Spatenstich für das geplante neue Pfaff-Werk geben, kündigt Klaus Ackermann, der bei GCI für das Pfaff-Investment zuständig ist, an. Mitte 2008 werde das Unternehmen dann dorthin umziehen. Für das Projekt sind Investitionen in Höhe von rund 20 Millionen Euro geplant, das Land Rheinland-Pfalz greift Pfaff dabei finanziell unter die Arme.

GCI: "Beteiligung langfristig halten"

Nachdem die Pfaff-Aktie 1999 im Zuge der Insolvenz der Firma von der Börse genommen worden war, gibt es nun also das Comeback. "Wir sind wieder kapitalmarktfähig", sagt Ackermann und betont, GCI wolle die Börsennotierung nicht zum raschen Ausstieg nutzen. Im Vorfeld der Notierung waren Aktien aus einer Kapitalerhöhung an ausgewählte Investoren veräußert worden, GCI hält nun noch 71,4 Prozent der Anteile. "Wir wollen eine mehrheitliche Beteiligung an Pfaff, die deutlich über 51 Prozent liegt, mittel- bis langfristig halten", sagt Ackermann. Gehandelt wird die Aktie zunächst im Freiverkehr, wo die Anforderungen etwa in Sachen Transparenz an die Unternehmen eher gering sind.

Also passt das Bild vom Finanzinvestor als Heuschrecke, der ein Unternehmen aussaugt und sich dann verabschiedet, in diesem Fall nicht? Bei der IG Metall will man noch kein abschließendes Urteil fällen. "Es ist noch zu viel in der Schwebe", sagt der Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft in Kaiserslautern, Norbert Kepp. Die großen Fehler bei Pfaff seien aber bereits in der Zeit vor GCI gemacht worden, sagt er. Nun müsse man abwarten, ob es tatsächlich gelinge, Kaiserslautern wie geplant als Hochtechnologiestandort in der jetzigen Größe zu erhalten.

China und Indien als Zukunftsmärkte

Unterdessen läuft in China, wo Pfaff bislang nur an einem Joint Venture in Schanghai beteiligt war, auch die Produktion in einem eigenen Werk in Taicang mit bislang 75 Beschäftigten an. China und Indien seien die wichtigsten Zukunftsmärkte für Pfaff, sagt Ackermann. Dort sitzen die Betriebe, denen Pfaff seine Industrienäh- und Schweißmaschinen verkaufen will. Die Haushaltsnähmaschinen-Sparte samt dem Markennamen "Pfaff" waren nach der Insolvenz im Jahr 2000 an eine schwedische Unternehmensgruppe verkauft worden.

Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bei Pfaff wollte Ackermann noch nicht nennen. Angepeilt war ein Umsatz von gut 72 Millionen Euro. Beim Versuch, das jahrelange Ringen um den Erhalt des Pfaff-Standortes in Kaiserslautern zu einem guten Ende zu führen, können die Beschäftigten des Traditionsunternehmens auch auf die Hilfe des Landes Rheinland-Pfalz bauen. Wie hatte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bei der Bekanntgabe der Neubaupläne im März 2006 gesagt: "Pfaff ist mehr als irgendeine Firma." (Von Marc Strehler, dpa)

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