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So schön entspannt. Im Urlaub werden die Energiereserven wieder aufgetankt. Damit man zurück am Arbeitsplatz nicht von einer E-Mailflut und liegen gebliebenen Aufgaben erschlagen wird, gibt es einige Strategien. Und die kann man lernen. Das Geheimnis: Gelassenheit. Foto: picture-alliance/gms

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Wirtschaft: Erholt durchstarten

Zurück aus dem Urlaub, geraten viele wieder in den gewohnten Arbeitsstress. So nutzen Sie die Energie noch lange für den Job.

Mit einem Koffer voll Stress verabschieden wir uns meist in den Urlaub. Oberster Vorsatz: die Arbeit hinter sich lassen und die Energiereserven füllen. Endlich einmal das tun, worauf man Lust hat – ohne Blick in den Terminkalender. Ob man am besten beim Schnorcheln oder beim Pilgern abschalten kann – eines wollen wir alle: Von der Erholung aus dem Urlaub lange zehren. Meistens kommen noch weitere gute Vorsätze dazu. Etwa in den Alltag mehr Sport zu integrieren, die lang aufgeschobene Gehaltsverhandlung zu führen oder die Probleme mit der schwierigen Kollegin endlich aus der Welt zuschaffen. Genau hier lauern jedoch die Gefahren, weiß Jumi Vogler, Speakerin und Autorin: „Wer sich so viel vornimmt, dem droht das gleiche Desaster wie mit den Neujahrsvorsätzen – nichts davon wird umgesetzt.“ Sie rät: „Üben Sie sich in Gelassenheit und versuchen Sie nicht dauernd, sich selbst zu optimieren.“ Das ist natürlich erst einmal leicht gesagt.

Wie soll man entspannt mit den eigenen Zielen umgehen, wenn man nach dem Urlaub von einer Lawine von E-Mails überrollt wird und ein Termin den nächsten jagt? Auch hier meint Jumi Vogler: „Großzügig mit sich selbst sein. Wenn die ersten zwei Tage nach dem Urlaub stressig und katastrophal werden, dann muss man einfach darüber lachen. That's life!“ Jumi Vogler gibt Seminare rund um Humor als Erfolgsstrategie und weiß, dass wir uns selbst meist die Ziele viel zu hoch stecken. Ihr Tipp: „Machen Sie ruhig etwas Verrücktes. Stellen Sie eine aufblasbare Palme auf den Schreibtisch. Auch wenn die Kollegen sich wundern – Sie werden bei jedem Blick darauf an den Urlaub erinnert.“ Ein weiterer Tipp der Humor-Expertin: „Schreiben Sie alle Gründe auf, warum Sie sich im Urlaub wohl gefühlt haben. Das hilft, den Überblick zu behalten, in welchen Situationen wir gut abschalten konnten.“ So entdeckt man, ob es die Urlaubslektüre war, die für Entspannung gesorgt hat, das entspannte Familienessen oder doch eher die sportlichen Aktivitäten. Vielleicht kann man einige Aspekte auch in die normale Woche integrieren.

Das Wichtigste ist jedoch: Nicht zu viel erwarten. Denn Fakt ist: „Der Alltag holt uns immer ein. Wir müssen lernen, einen humorvollen Umgang mit unseren Alltagskrisen zu meistern. Zwei Wochen Urlaub machen aus uns keine neuen Menschen.“ Jumi Vogler hat für diesen Zustand den Begriff der „perfekten Unvollkommenheit“ gewählt. Wir können nicht perfekt sein – wir müssen unsere Fehler aber aus dem richtigen Blickwinkel liebevoll betrachten. „Fröhliches Scheitern“ nennt sie das. Nur so lachen wir über uns und lernen Gelassenheit.

Vor allen Dingen sollten wir die Distanz, die wir im Urlaub zwischen unserer Person und den Beruf gebracht haben, immer wieder erneuern. „Ich bin nicht meine Arbeit“ – das ist ein wichtiger Satz, der uns als Individuum kennzeichnet, das mehr ist, als die berufliche Rolle. Heiner Diepenhorst bietet Coaching und Team-Entwicklung in Berlin und ganz Deutschland an und sieht an seinen Seminarteilnehmern immer wieder, wie schwer es ist, sich dem Sog des Berufs zu entziehen. „Im Urlaub fällt es uns leicht, aus der Rolle des Arbeitnehmers herauszutreten“, unterstreicht er. Wir sind einfach Mensch und tun Dinge, die uns gefallen und entspannen. Diese Grundhaltung hilft uns aber auch im Alltag im Büro. „Am besten ist es, wenn wir aus der Rolle des Arbeitnehmers immer wieder bewusst heraustreten können – und diesen Zustand auch nach dem Urlaub immer wieder üben“, erklärt er. Hilfreich kann es dabei sein, sich ganz klare Ziele zu setzen. Etwa: „In der ersten Woche nach dem Urlaub verlasse ich jeden Tag überpünktlich das Büro.“ Wichtig: keine Konjunktive wählen, kein hätte, kein würde, keine Weichmacher wie „eigentlich“ verwenden. Sondern positiv und im Indikativ formulieren.

Ein weiteres derartiges Ziel kann sein: „Ich treffe mich mindestens zweimal pro Woche mit Freunden“ oder: „Ich treibe am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub Sport.“ So wird aus dem Vorsatz etwas sehr Konkretes, das sich viel leichter umsetzen lässt. „Man sollte den Drive aus dem Urlaub nutzen, aber der alleine reicht nicht, um Dinge auch wirklich zu ändern“, so Diepenhorst. Wichtiger sei es, die Ziele zu visualisieren und auszumalen. „Stellen Sie sich etwa vor, wie Sie an Ihrem ersten Feierabend laufen gehen werden. Legen Sie sich vorher die Laufkleidung heraus und malen Sie sich schon aus, wie die Laufrunde sein wird. Versuchen Sie dabei möglichst viele Sinne anzusprechen: Was werde ich fühlen? Was werde ich sehen? Was werde ich hören dabei? Und freuen Sie sich schon auf die heiße Dusche danach.“ Dieses Aufladen der Vision macht sie realistischer und die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, dass wir diese auch wirklich umsetzen. Genauso funktioniert es auch, wenn wir endlich mit dem Chef eine Gehaltsverhandlung führen möchten.

Nachdem das konkrete Ziel festgesetzt wurde – etwa: „Ich brauche mehr Gehalt“ – ist es wichtig, die eigenen Vorbehalte aufzudecken. Auch wenn viele es nicht gleich sehen: Meist stehen wir uns selbst im Weg mit unbewussten Ängsten. „Solche Vorbehalte stoppen uns unnötig. Wenn wir uns aber genau überlegen, was hinter den Ängsten steckt, dann können wir schon im Vorwege damit umgehen“, so Diepenhorst. Geht ein höheres Gehalt auch mit mehr Verantwortung einher, vor der wir Bedenken haben? Oder möchten wir nicht, dass die Kollegen von der Gehaltserhöhung erfahren, weil wir dann fürchten, nicht mehr zu den anderen dazuzugehören? Wie erklären wir, dass wir auf einmal einen Firmenwagen fahren dürfen? Werden die Kollegen mich anschließend beäugen oder schneiden? All diese Vorbehalte hindern uns daran, unsere Visionen in die Tat umzusetzen. Man sollte daher diese ebenfalls genau ausmalen und ihnen so den Schrecken nehmen. Am wichtigsten dabei: „Malen Sie sich den ersten Schritt so konkret wie möglich aus. Überlegen Sie, wie die Umgebung aussehen wird beim Gespräch, was Sie sagen werden, was Sie anhaben.“ Das hilft, in der konkreten Situation vorbereitet zu sein. Das Wichtigste dabei: „Setzen Sie das Vorhaben in die Tat um. Machen Sie einen Termin mit dem Chef.“ Nur wer den ersten Schritt auch geht, wird zum Ziel kommen.

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