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Wirtschaft: Erleichterung nach Zwickels Rücktritt

In der IG Metall wird jetzt ein alter Vorschlag erwogen: das Tandem aus Jürgen Peters und Berthold Huber

Frankfurt (Mai n) (ro/uwe). Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, hat den Rücktritt von IGMetall-Chef Klaus Zwickel bedauert. Es sei schade, dass man sich so trennen müsse, sagte Peters am Montag bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. Er hätte sich gewünscht, dass die Führungskrise der Gewerkschaft anders gelöst worden wäre. Am kommenden Mittwoch wird der Gewerkschaftsvorstand über die Nachfolge beraten. Nach dem Rücktritt von Klaus Zwickel gilt es als ausgemacht, dass Peters antritt – und zur Wahl für den vorgezogenen Gewerkschaftstag Ende August nominiert wird. Er habe mit dem baden-württembergische Bezirksvorsitzenden Berthold Huber eine Lösung gefunden, sagte Peters.

Klaus Zwickel hält die von Peters und Huber gefundene Lösung nicht für „den von mir für notwendig gehaltenen Neuanfang“. Er sei von den beiden „am Wochenende darüber informiert worden“ und halte den Vorschlag für einen „Salto mortale“. Deshalb trete er mit sofortiger Wirkung zurück.

Zwickel hatte bis zum Ende der vergangenen Woche versucht, eine eigene Lösung zu finden: Danach hätte sein Favorit Huber als erster Mann antreten sollen, für den Stellvertreter-Posten sollte einer der Betriebsratsvorsitzenden der großen Autounternehmen gewonnen werden. Am Ende aber sei diese Lösung einerseits an der Konfliktscheu des so genannten Reformerlagers in der IG Metall gescheitert. Beim Prüfen aller Optionen sei man nicht sicher gewesen, sich im Vorstand und auf dem Gewerkschaftstag durchzusetzen, hieß es. Außerdem habe Zwickel in der vergangenen Woche so rapide an Autorität verloren, dass ein Personalvorschlag möglicherweise ohnehin beim Vorstand der Gewerkschaft durchgefallen wäre, hieß es. Um diese Situation zu vermeiden, hätten sich Peters und Huber untereinander auf eine Lösung verständigt.

Zum offenen Krach war es in der IG Metall nach der gescheiterten Tarifauseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland gekommen. Zwickel hatte nach dem Streik seinen Stellvertreter Jürgen Peters, den ostdeutschen Bezirksleiter Hasso Düvel und den Leiter der tarifpolitischen Abteilung der Gewerkschaft, Armin Schild, für das Desaster verantwortlich gemacht. Sie hätten den Vorstand „faktisch getäuscht“, hatte Zwickel gesagt und „Konsequenzen“ gefordert. Peters weigerte sich jedoch, zurückzutreten. Weder bei dem angebotenen gemeinsamen Rücktritt mit Klaus Zwickel wollte er mitmachen, noch bei dem des gesamten Vorstandes. Er werde sich allein dem Gewerkschaftstag stellen, sagte er.

Damit setzte er sich durch. Peters Haltung sei es gewesen, die die Auseinandersetzung am Ende entschieden habe, sagten am Montag IG-Metall-Funktionäre aus Frankfurt. Um die Gewerkschaft nicht in eine möglicherweise Jahre dauernde Konfrontation zu schicken, hätte der Reformflügel eingelenkt.

Während der niedersächsische Bezirksleiter Hartmut Meine den Rücktritt Zwickels begrüßte, sagte der norddeutsche Bezirkschef Frank Teichmüller, dass der Rücktritt der Organisation nicht helfe. Für den Führungsstreit in der Gewerkschaft gebe es noch keine Lösung. Berthold Huber bedauerte, dass Zwickel hingeworfen habe.

Metallarbeitgeberpräsident Martin Kannegiesser lobte die Zusammenarbeit mit Zwickel. Er habe Klaus Zwickel „wegen seines Stils, seiner Offenheit und seiner Erfahrung schätzen gelernt. Ich hätte ihm persönlich einen anderen Abgang als durch Rücktritt gewünscht, aber vermutlich konnte er damit einen Beitrag zu einer schnellen Lösung der Führungskrise in der IG Metall leisten“, sagte Kannegiesser.

Am Mittwoch würden er und Huber dem Vorstand einen Vorschlag unterbreiten „von dem wir glauben, dass er die IG Metall aus der Krise führt“, sagte Jürgen Peters auf der Pressekonferenz am Montag trocken. Fragen ließ der designierte IG Metall-Chef nicht zu.

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