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Im Fokus: US-Behörden ermitteln gegen die Deutsche Bank.

© dpa

Ermittlungen in den USA: Deutsche Bank soll gegen Russland-Sanktionen verstoßen haben

Deutschlands größter Bank drohen Strafen wegen ihrer Geschäfte in Russland. Es geht auch um angebliche Geldwäsche im Milliardenhöhe.

Die Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe. Am Donnerstag wird Ko-Vorstandschef John Cryan die Details seiner Strategie vorstellen – inklusive Sparmaßnahmen, vermutlich auch den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen. Noch mehr Ungemach droht dem Institut derweil in den USA, wo die Bank schon jetzt wegen ihrer russischen Geschäfte im Fokus der Behörden steht.

Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge geht es jetzt nicht mehr nur um mögliche Geldwäsche beim Konzernableger in Moskau, sondern auch um mögliche Verstöße gegen die aktuellen Sanktionen des Westens gegen Russland wegen des Konfliktes in der Ukraine. Angeblich haben die Ermittler auch Geschäfte der Bank mit Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Blick. Die Deutsche Bank bekräftigte am Montag, sie arbeite mit den Behörden zusammen. Im Detail kommentierte sie den Bericht allerdings nicht.

Tatsächlich hat die Bank bereits disziplinarische Schritte ergriffen und den Leiter des Aktienhandels in Russland suspendiert. Der allerdings weist die Vorwürfe zurück und geht rechtlich gegen seine Suspendierung vor. Angeblich soll über die Deutsche Bank Schwarzgeld in der russischen Währung im Gegenwert von mindestens sechs Milliarden Dollar gewaschen worden sein. Weil es um Dollar geht, haben das US-Justizministerium und die Finanzbehörde von New York schon vor Monaten die Ermittlungen aufgenommen.

"Unkalkulierbares Risiko"

Sollten sich die Vorwürfe von möglichen Verstößen gegen aktuelle Sanktionen bestätigen, könnte es für die Deutsche Bank teuer werden. An der Börse war am Montag die Rede von einem „erheblichen, unkalkulierbaren Risiko“ für die Bank. Im schlimmsten Fall sei erneut eine Kapitalerhöhung notwendig. Bei solchen Ereignissen sind die US-Behörden tatsächlich nicht zimperlich. Die Commerzbank musste im Frühsommer 1,45 Milliarden Dollar zahlen, weil sie gegen Sanktionen gegen den Iran und andere Staaten verstoßen hatte. Auch andere europäische Großbanken wurden kräftig zur Kasse gebeten. Ob sich die Deutsche Bank auch hier etwas hat zuschulden kommen lassen, ist offen.

Für Cryan bleiben die Rechtsstreitigkeiten für seine radikalen Umbaumaßnahmen in der Deutschen Bank eine schwere Hypothek. Seit 2010 hat die Bank rund zehn Milliarden Euro für die Beilegung des Streits mit dem Medienunternehmer Kirch und für diverse Strafen auf den Tisch legen müssen, unter anderem für die Manipulationen des Interbankenzinses Libor 725 Millionen Euro in Europa und 2,5 Milliarden Dollar in den USA.

Es drohen mittlerweile zahlreiche Strafen

Gerade hat die Bank die Rücklagen für weitere Strafen um 1,2 Milliarden Euro aufgestockt. Cryan befürchtet im laufenden Jahr weitere Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten von rund vier Milliarden Euro. Möglicherweise drohen schon bald Strafen wegen Tricksereien am Devisenmarkt. Mehrere andere Großbanken haben sich deswegen gerade mit den britischen Behörden auf eine Zahlung von insgesamt 1,2 Milliarden Dollar geeinigt. Auch in Deutschland sind die Probleme längst noch nicht gelöst. In der vergangenen Woche hat der Gemeinderat von Pforzheim beschlossen, die Bank wegen Verlusten aus von ihr empfohlenen Zinswetten auf 20 Millionen Euro Schadensersatz zu verklagen.

Rund 6000 Verfahren sind nach Angaben der Bank noch offen. Für Cryan ist deshalb klar, dass er sich mit Rechtsstreitigkeiten noch einige Zeit wird befassen müssen. Das werde die Bank auch in zukünftigen Quartalen weiter belasten, teilte er Anfang Oktober den Beschäftigten in einem Brief mit. Wie lange das dauern werde, ließ der Brite bewusst offen.

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