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Ermittlungen: Siemens auch in China unter Korruptionsverdacht

In China wird wegen Korruptionsvorwürfen gegen den Siemens-Konzern ermittelt. Eine chinesische Mitarbeiterin wurde im Zuge von Ermittlungen gegen einen Krankenhausdirektor verhört. Es soll sich aber um einen Einzelfall handeln.

Ein Siemens-Sprecher bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach die chinesischen Antikorruptionsbehörden die mögliche Verstrickung des Konzerns in einen Bestechungsfall in einem Krankenhaus in der nordostchinesischen Provinz Jilin untersuchen. Die Polizei habe eine chinesische Siemens-Mitarbeiterin vorübergehend festgenommen und verhört. Sie sei inzwischen wieder auf freiem Fuß und bei Siemens vorübergehend beurlaubt, hieß es. Zum genauen Inhalt und Umfang der Vorwürfe machte der Sprecher keine Angaben.

Nach einem Bericht der chinesischen Zeitung "21st Century Business Herald" gehört die Mitarbeiterin zum Büro von Siemens in der nordostchinesischen Stadt Changchun. Sie sei im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den Direktor des Zentralkrankenhauses der Stadt Songyuan, Hou Yingshan, verhört worden. Siemens habe nach eigenen Angaben keine Beweise dafür, dass die Mitarbeiterin den Krankenhausdirektor bestochen habe, hieß es in dem Bericht des chinesischen Blattes.

Die Staatsanwaltschaft der Provinz habe wegen des Korruptionsfalls angefragt, der der Staatsanwaltschaft in der Stadt Siping übertragen worden sei. Auf deren Anweisung sei der Hospitaldirektor festgenommen worden. Seit 1992 sei Hou Yingshan für den Einkauf medizinischer Ausrüstung zuständig gewesen und sei 2000 Leiter des Krankenhauses geworden, das medizinische Ausrüstung von Siemens gekauft habe. Ob andere Unternehmen in den Korruptionsskandal verwickelt seien, konnte die Zeitung nicht in Erfahrung bringen.

Chinesisches Gesundheitssystem sehr korruptionsanfällig

In der "Süddeutschen Zeitung" hieß es, die chinesischen Behörden hätten damit offenbar erstmals einen Siemens-Mitarbeiter in China im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen befragt. Das chinesische Gesundheitssystem gelte als besonders korruptionsanfällig. Erst vor einigen Tagen hatte der Siemens-Chef in China, Richard Hausmann, erklärt, ihm seien keine größeren Korruptionsfälle im China-Geschäft bekannt. Sein Unternehmen gehe konsequent gegen Korruption vor. Unter den 20 in den vergangenen zwölf Monaten wegen Unregelmäßigkeiten entlassenen Mitarbeitern in China seien auch Führungskräfte gewesen, berichtete Hausmann. Die Entlassungen hätten aber nicht alle mit Korruption zu tun gehabt.

Zuvor hatte der Konzern einen Magazin-Bericht zu angeblichen Korruptionsvorwürfen im China-Geschäft zurückgewiesen. Die Darstellung, dass die Hälfte des China-Geschäftes von Siemens korrupt sei, "ist so nicht zulässig", hatte ein Unternehmenssprecher erklärt. Die umfangreichen Untersuchungen des Unternehmens dauerten an, bekräftigte Siemens. Der Konzern selbst hatte in der Schmiergeld-Affäre bisher von verdächtigen Zahlungen in Höhe von 420 Millionen Euro gesprochen, im jüngsten Quartalsbericht aber bereits darauf hingewiesen, dass die Summe noch deutlich höher ausfallen könnte. (mit dpa)

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