zum Hauptinhalt

Erneuter Kurseinbruch: US-Ultimatum macht BP zum Übernahmekandidaten

BP hat in den vergangenen Wochen die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Der Ölkonzern ist inzwischen beliebtes Ziel für Übernahmefantasien - und bemüht sich um Schadenbegrenzung.

Der Ölkonzern BP kommt nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko immer stärker in Bedrängnis und sieht sich bereits Übernahme-Spekulationen ausgesetzt. Nachdem die Aktie seit Wochen im Sinkflug ist, brach sie am Donnerstag erneut auf breiter Front ein. Händler spekulierten über die Zukunft des britischen Ölriesen. Auch der Druck aus Washington wächst: Die US-Regierung setzte BP ein Ultimatum. Innerhalb von 72 Stunden müssten neue Vorschläge auf dem Tisch liegen, wie das ins Meer strömende Öl aufgehalten werden kann.

In New York verlor das Papier am Mittwochabend knapp 15 Prozent, in London rund sieben Prozent. Der Marktwert des Unternehmens fiel damit von mehr als 130 Milliarden Pfund auf zuletzt knapp 74 Milliarden Pfund (rund 90 Mrd Euro). 

Bereits vor gut einer Woche war der Kurs des BP-Papiers an der Londoner Börse zeitweise um 17 Prozent eingebrochen. Der Konzern kann sich den erneuten Kurssturz der eigenen Aktie nicht erklären. „Wir kennen keinen Grund, der den aktuellen Absturz rechtfertigt“, teilte BP am Donnerstag in London mit. BP verfüge über ausreichend finanzielle Mittel, um alle Kosten des Unfalls zu tragen.

Das sehen die Investoren allerdings anders und fürchten schon, dass BP zum Übernahmekandidaten werden könnte. „Ich kann absolut verstehen, warum jemand anderes derzeit BP-Anlagen kaufen würde, denn meiner Meinung nach sind sie momentan absolut unterbewertet“, sagte Robert Talbot von der Finanzberatung Royal London Asset Management dem Sender BBC. Die Investoren haben außerdem Sorge um ihre Dividende, die Ende Juli fällig wird. Gerüchte machten die Runde, dass BP sie nun doch aussetzen müsse. Bislang hat der Konzern sich noch nicht dazu geäußert.

Händler verwiesen darauf, dass die Kosten zur Beseitigung der Naturschäden immer höher würden. Analysten der US-Investmentbank Merrill Lynch gehen derzeit davon aus, dass die Gesamtbelastung aus der Ölkatastrophe bei rund 28 Milliarden Dollar liegen wird, schließen aber auch nicht aus, dass die Belastung noch höher ausfallen könnte. Bisher hat BP nach eigenen Angaben rund 1,4 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen das Öl ausgegeben, rechnet aber damit, dass die Ausgaben noch deutlich steigen werden.

Unterdessen sorgen sich die Briten, dass die Wut der Menschen in den USA auf BP den Ruf des gesamten Landes schädigen könnte. Die anti-britische Haltung der USA mit Blick auf den Öl-Unfall sei langsam ein Grund für „nationale Besorgnis“. Londons Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstag: „Ich finde die anti-britische Rhetorik aus den USA ein wenig beunruhigend.“ BP zahle einen „sehr, sehr hohen Preis“ für den Unfall auf der Plattform „Deepwater Horizon“ im April. Dabei waren elf Menschen gestorben.

Die Briten haben vor allem Angst um Fonds für die Altersvorsorge, die sich zu großen Teilen auf BP- Aktien stützen.

Obama hatte das Unternehmen wiederholt scharf angegriffen. Einsatzleiter Thad Allen sagte, er habe BP in einem Brief aufgefordert, sichere Rohre von der sprudelnden Quelle an die Oberfläche zu legen und dafür zu sorgen, dass genügend Schiffe an der Einsatzstelle bereitstehen, um das Öl einzusammeln. Das müsse in den kommenden drei Tagen geschehen. (sf/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false