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Ernst & Young: Noch zwei Jahre Krise

Vorsichtiger Optimismus bei anhaltend schlechter Lage – das ist die zentrale Aussage des Mittelstandsbarometers von Ernst & Young, das die Wirtschaftsprüfer am Dienstag in Berlin vorstellten.

Demnach spüren mittelständische Unternehmen in Deutschland wegen der weltweiten Wirtschaftskrise weiter starken Druck. Gut jedes siebte Unternehmen sieht sich bei gleichbleibender Situation in einem halben Jahr sogar von Insolvenz bedroht. Nach Ansicht der Befragten wird die Krise im Schnitt noch zwei Jahre andauern. Aber knapp ein Drittel der Unternehmer glaubt auch, dass sich die Geschäftslage für den eigenen Betrieb in den nächsten sechs Monaten entspannt.

„Die Aussicht auf bessere Zeiten ist ganz klar da“, sagte Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young, bei der Vorstellung der Studie. Denn noch im Januar dieses Jahres erwarteten 82 Prozent der Mittelständler in Deutschland eine Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland. In der aktuellen Umfrage sind es nur noch 27 Prozent. Knapp ein Fünftel der Betriebe plant sogar neue Investitionen im nächsten Jahr. Befragt wurden im Juli 700 Mittelständler mit 30 bis 2000 Mitarbeitern. Die Umfrage wird halbjährlich durchgeführt.

Die Gesamtlage ist dennoch weiter angespannt. Über die Hälfte der Unternehmen beklagt Rückgänge beim Inlandsgeschäft, ein Fünftel den Ausfall wichtiger Kunden. Auch die Kreditklemme ist beim Mittelstand angekommen: Rund 40 Prozent der Unternehmer sehen sich mit erhöhten Dokumentations- und Sicherheitsanforderungen von Banken konfrontiert. Fast ebenso viele sagen, dass die Finanzierung durch die Hausbank schwieriger geworden sei. „Wenn sich die Lage nicht bald verbessert, droht eine Insolvenzwelle“, prognostiziert Englisch. Denn laut Umfrage könnten 15 Prozent der Unternehmen im Laufe der nächsten sechs Monate in existenzielle Schwierigkeiten geraten. Ein Fünftel will die Belegschaft reduzieren. „Aber wir haben eine enorme Schattenarbeitslosigkeit“, sagte Englisch und meinte damit die rund 1,2 Millionen Kurzarbeiter in Deutschland. Trotzdem bezeichnen 88 Prozent der Unternehmen ihren aktuellen Zustand als stabil oder sehr stabil.

Die Zustimmung zum Krisenmanagement der Regierung ist hoch: Mehr als die Hälfte der Befragten findet Konjunkturprogramme und andere Maßnahmen gut. Dennoch haben die Mittelständler Bedürfnisse: Über die Hälfte fordert Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren. Knapp 40 Prozent wünschen sich direkte Förderung durch verbilligte Kredite. 

Adrian Pickshaus

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