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Wirtschaft: Eros bewahrt Anleger vor Kursrückschlägen an der Börse

Eros ist jetzt an die Börse gegangen. Nur ist es nicht der Gott der sinnlichen Liebe, der den wichtigsten Ort des kühlen Kapitals in seinen Bann zieht.

Eros ist jetzt an die Börse gegangen. Nur ist es nicht der Gott der sinnlichen Liebe, der den wichtigsten Ort des kühlen Kapitals in seinen Bann zieht. Eros ist bloß eine Abkürzung - für "Enhanced Return or Security". Dahinter verbirgt sich ein Discountzertifikat. Übrigens auch hinter Clou - was für "Cap Level or Underlying" steht.

Konservativen Anlegern sträuben sich die Haare. Dabei wäre es gerade für sie unklug, Discountzertifikate links liegen zu lassen. Die Anzahl der Papiere am Markt steigt kontinuierlich - auf mittlerweile rund 500. Die Laufzeiten variieren von unter einem bis zu drei Jahren. Zu den größten Anbietern zählen Commerzbank, SBC Warburg, HSBC Trinkaus & Burkhardt sowie seit kurzem auch die Citibank. Im Angebot sind vor allem Zertifikate auf Indizes und Aktien.

Indexscheine werden in großer Zahl auf Dax und Stoxx 50 aufgelegt. Goldman Sachs bietet sogar Papiere auf die Neue-Markt-Indizes und Nemax-50 an, die Commerzbank auf den japanischen Nikkei-Index. Solch ein Zertifikat wird im Vergleich zum zu Grunde liegenden Titel (Basiswert) mit einem Abschlag (Discount) zum aktuellen Aktienkurs ausgegeben. Es ist günstiger zu kaufen als die Aktie, doch seine Gewinnchancen sind durch einen festgelegten Höchstbetrag (Cap) begrenzt. Werden die Papiere fällig, bekommt der Anleger entweder Geld oder Aktien. In der Regel erhält er den Dividendentitel, wenn der Kurs unter der Gewinngrenze liegt. Befindet sich der Aktienkurs darüber, wird der Cap-Betrag bar ausgezahlt. Bei Indexzertifikaten ist immer eine Barzahlung vorgesehen - bis zur Gewinngrenze. Bei Aktienscheinen beträgt das Bezugsverhältnis meist eins zu eins. Das heißt: Für ein Discountzertifikat erhält man eine Aktie. Papiere auf Indizes beziehen sich dagegen oft auf einen Bruchteil (ein Zehntel oder ein Hundertstel) des Marktbarometers.

Ein Pluspunkt für Privatanleger: Schon mit geringem Kapitaleinsatz können sie an der Indexbewegung teilhaben. Der Wert der Zertifikate schwankt während der Laufzeit entsprechend der Entwicklung des Basiswerts, steigt aber maximal bis zum Cap. Auch bei Fälligkeit erhalten Investoren höchstens diesen Betrag. Klettern Index oder Aktienkurs darüber, haben die Investoren das Nachsehen.

Der Rabatt beim Discountzertifikat ist ein Puffer gegen Börsenrückschläge: Aktienkurs oder Index können bis zur Höhe des Discounts fallen - bis zu dem Niveau hat sich die Investition in die Papiere gelohnt. Bei der Emission liegen die Caps meist zehn bis 15 Prozent über dem Aktienkurs. Die Höhe des Discounts hängt von mehreren Faktoren ab: Je geringer die Differenz zwischen Aktienkurs und Cap, desto höher der Abschlag. Liegt der Aktienkurs nur leicht unter dem Cap, ist die Gefahr größer, dass der Titel über die Grenze hinaus steigt. Die geringere Gewinnchance wird dem Investor mit einem saftigen Rabatt schmackhaft gemacht. Risikoscheue Anleger wählen Caps, die unter dem derzeitigen Kurs- beziehungsweise Indexniveau liegen. Der Discount ist dann zwar gering, aber die Rückzahlung in Höhe des Caps relativ sicher. Auch die Laufzeit beeinflusst den Discount: Je länger die Papiere laufen, umso höher ist der Rabatt. Das Risiko, dass der Aktienkurs stärker steigt als erwartet, dem Anleger Gewinne entgehen, ist größer. Ebenso wie die Gefahr, dass die Kurse unter das Discountniveau fallen. Daher steigt der Discount, je größer die Schwankungsbreite (Volatilität) der Kurse ist. Günstig ist daher der Kauf von schwankungsanfälligen Aktien wie Technologiewerten. Nicht von ungefähr bieten mehrere Banken Papiere auf US-Internet-Aktien an.

Wegen der vielen Einflussfaktoren auf den Discount fällt es Anlegern schwer zu beurteilen, ob der Rabatt hoch genug ist. Mehr noch: Der Discount, vom Aktienkurs abgezogen, bestimmt ja den Preis des Zertifikats. Auch die Preisbestimmung ist also schwierig. Vergleiche mit anderen Kontrakten sind kaum möglich, weil die Banken die Papiere meist (bewusst) unterschiedlich ausstatten.

Aber es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma. Aus dem Erwerb eines Discountzertifikats geht derselbe Zahlungsstrom hervor wie aus dem Kauf eines Indexzertifikats oder einer Aktie und dem Verkauf eines Kaufoptionsscheins (Calls). Daher können die Preise dieser Instrumente herangezogen werden, um ein Discountzertifikat zu bewerten. Als Überbrückung für Zeiten schwankender Kurse sind Discountzertifikate wegen Cap und Abschlag gerade für konservative Anleger attraktiv.

Kathrin Quandt

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