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Wirtschaft: "Erpresserische Methoden" gegen Pflegepatienten

Wegen Streits um Honorare für häusliche Krankenpflege ruft die Arbeitsgemeinschaft Pflege Mitglieder von Betriebskrankenkassen (BKK) zum Wechsel ihrer Kasse auf. Der Pflege-Dachverband, der 90 Prozent der rund 350 privaten und gemeinnützigen Sozialstationen und Pflegedienste in Berlin vertritt, wirft den Betriebskassen vor, "mit erpresserischen Methoden" gegen Pflegestationen und Patienten vorzugehen.

Wegen Streits um Honorare für häusliche Krankenpflege ruft die Arbeitsgemeinschaft Pflege Mitglieder von Betriebskrankenkassen (BKK) zum Wechsel ihrer Kasse auf. Der Pflege-Dachverband, der 90 Prozent der rund 350 privaten und gemeinnützigen Sozialstationen und Pflegedienste in Berlin vertritt, wirft den Betriebskassen vor, "mit erpresserischen Methoden" gegen Pflegestationen und Patienten vorzugehen. Die Betriebskassen zahlen als einzige Kassenart seit Anfang des Monats im Rahmen eines "Modellprojekts für mehr Pflegequalität" nur noch 80 Prozent der Vergütungen für Leistungen wie Spritzen, Verbände, Blutzuckerkontrolle oder Infusionen. Zwar akzeptieren nur gut zwei Dutzend Pflegestationen die BKK-Bedingungen, der Honorarabschlag wird jedoch bei allen Pflegediensten berechnet. Das Ausscheren aus bislang einheitlichen Verträgen mit allen Kassen sei eine Art Kriegserklärung, so Thomas Meißner, Sprecher der Pflegedienste. Insbesondere die hoch verschuldete BKK Berlin, mit 136 000 Mitgliedern größte Berliner Betriebskasse, falle durch "aggressives Sparen" auf. Die Kasse, bei der vor allem Staatsdiener versichert sind, verletzte die Freiheit der Versicherten, sich die Pflegestation des Vertrauens zu wählen, wenn sie Patienten "zwinge", sich von Billig-Schwestern behandeln zu lassen. Nach Meißners Angaben bezahlten einige Dienste Mitarbeiter weit unter Tarif und böten schlechtere Qualität, um zu "Dumpingpreisen" pflegen zu können. Die kleine BKK für Heilberufe (Sitz Düsseldorf) hat inzwischen die 20-prozentige Honararabsenkung zurückgenommen. Orts- und Ersatzkassen hegen indes den Verdacht, die Betriebskassen wollten bewußt "teure Pflegepatienten" loswerden, um die "Mitgliederstruktur" zu verbessern.Tipps zum Kassenwechsel gibt die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände. Für 20 Mark wird ein Ratgeber und zudem gemäß individueller Daten ein persönlicher Beratungsbrief zugeschickt. Adresse: AG der Verbraucherverbände, Hellsbachstraße 20, 53123 Bonn, Telefon 0228 64 890.

bk

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