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Wirtschaft: Erst das Kaufhaus, dann Olympia

Adidas eröffnet in Peking sein weltgrößtes Geschäft

Peking - Im Yashow-Markt in Sanlitun ist es einfach, eine Hose einer namhaften Sportartikelmarke zu bekommen. „Welche Marke hätten Sie gerne?“, fragt der Verkäufer an einem der unzähligen Stände, nachdem man sich ein Stück ausgesucht hat, „wir können alles darauf machen: Adidas, Puma, Nike ...“ Dutzende Busse parken hier täglich, weil sich Peking-Touristen mit gefälschten Marken eindecken wollen. Jetzt haben sie eine Alternative: Sie können dort nun auch die teureren Originale erwerben.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Sportartikelhersteller Adidas in der Nacht zum Samstag seinen weltweit größten Verkaufsshop in Peking in unmittelbarer Nähe eines Marktes mit gefälschter Ware eröffnet hat. „Wir versuchen natürlich, unser geistiges Eigentum zu schützen“, sagt Wolfgang Bentheimer, China-Manager der Sportartikelfirma, „aber China ist ein großes Land.“ Er nimmt es inzwischen als Kompliment, wenn seine Marke nachgemacht wird. Mit 25 neuen Produkten pro Monat versucht der fränkische Sportartikelhersteller, den Fälschern immer einen Schritt voraus zu sein. Und Bentheimer setzt auf ein gestiegenes Markenbewusstsein der immer besser verdienenden chinesischen Mittelschicht. „Ein Chinese reagiert beleidigt, wenn man ihm sagt, dass die Schuhe an seinen Füßen gefälscht sind“, sagt Bentheimer.

Mit den Originalen verdient Adidas in China inzwischen sehr gut. Weil die Ware für ähnliche Preise wie in Europa vertrieben wird, ist die Gewinnspanne im Reich der Mitte besonders hoch. Denn 264 Fabriken stellen die Produkte in China her, der Vertriebsweg zu den rund 5000 Franchise-Unternehmen ist kurz. „Die Gewinnsteigerung in China liegt über dem Durchschnitt“, gibt Bentheimer zu, „aber die Kosten der Grundstoffe und der Produktion in China sind in letzter Zeit auch gestiegen.“ Das Gewinn-Ziel der Adidas-Gruppe ist ehrgeizig: Rund eine Milliarde Euro will der Konzern in China im Jahr 2010 verdienen. „Wir liegen gut im Plan“, sagt Bentheimer.

Der 3170 Quadratmeter große Shop in Sanlitun soll das Geschäft weiter ankurbeln. „Dieser Laden ist ein Meilenstein in unserer Entwicklung in China und weltweit“, sagt Erich Stamminger, Präsident der Marke Adidas. Auf vier Etagen können die Kunden interaktiv ihre Sportleistungen messen und testen, zahlreiche Aktivitäten bis hin zum Basketballfeld auf dem Dach erwarten sie. Erfolgreiche Konzepte sollen von den übrigen Läden übernommen werden. Die Eröffnung in Peking kommt rechtzeitig vor den Olympischen Spielen am 8. August. Dabei wird die Marke unter anderem als offizieller Ausstatter des Pekinger Organisationskomitees Bocog, des Chinesischen Olympischen Komitees und von 16 Nationalen Olympischen Komitees auftreten.

Menschrechtsgruppen hatten das China- und Olympiaengagement von Adidas angesichts der schlechten Menschenrechtslage in China kritisiert. Doch Adidas-Markenchef Erich Stamminger kann das nicht verstehen. „Wir haben keine politische Rolle und kein Mandat“, sagt er, „wir rüsten Athleten aus, unabhängig von politischen Entwicklungen, und der Konsument versteht das auch.“ Benedikt Voigt

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