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Wirtschaft: Erst Konkurrent, dann Kollege

Der Bayer-Chef als „Weißer Ritter“ für Schering

So schnell kann es gehen. Als dem Berliner Schering-Konzern am 13. März ein feindliches Übernahmeangebot von Merck ins Haus flatterte, war die Aufregung groß. Allzu lange hatte sich der Produzent der Antibabypille in Sicherheit gewogen, dabei hatte es alle Jahre wieder Übernahmegerüchte gegeben. An jenem 13. März waren Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen zwei Dinge schnell klar: Den Traum von einer Zukunft als unabhängiges Pharmaunternehmen würde Schering nach der Attacke aus Darmstadt aufgeben müssen. Klar war aber auch, dass er sich ausgerechnet Merck nicht unterordnen wollte.

Da ein Zusammengehen seiner Meinung nach weder strategisch Sinn machte, noch Merck bereit war, Zusagen zum Standort Berlin zu geben, wies Erlen die Offerte schroff zurück. Und war erfreut, als Bayer-Chef Werner Wenning am gleichen Tag anbot, ihm als „Weißer Ritter“ zur Seite zu stehen. Das lag einerseits am höheren Preis, den der Leverkusener Konkurrent den Schering-Aktionären zahlen wollte, andererseits aber auch an Wennings Versprechen, den Sitz des Pharmageschäfts nach der Fusion in Berlin zu lassen. Vorstand und Aufsichtsrat von Schering stimmten dem Angebot zu.

Doch so einig sich Erlen und Wenning von Anfang an waren – es sollte ein harter Kampf werden. Erst nach dramatischem Ringen mit Merck und einer weiteren Erhöhung des Angebots auf insgesamt knapp 17 Milliarden Euro gelang es Bayer am 14. Juni, die Mehrheit an dem einzigen Berliner Dax-Konzern zu erreichen. Als im September auch noch die Aktionäre zustimmten, war nach 155 Jahren das Ende der „Grünen Apotheke“ aus dem Wedding endgültig besiegelt. Erlen musste zwar den Vorstandssessel räumen, ist aber als Stellvertreter im Aufsichtsrat des neuen Unternehmens Bayer Schering Pharma vertreten. Eine millionenschwere Abfindung hat den Schmerz der Niederlage gelindert. Sein neuer Chef im Aufsichtsgremium ist übrigens Werner Wenning. Der frühere Konkurrent ist nun sein Kollege. pet

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