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Wirtschaft: Erste Billigtickets der Bahn ausverkauft

Bahn-Vorstand Franz: Großes Interesse an neuem Preissystem / Regionale Tarifverträge vereinbart

Berlin (hop). Vor Weihnachten könnten verbilligte Bahnfahrkarten für Frühbucher knapp werden. Christoph Franz, Vorstand der Deutschen Bahn für Personenverkehr, sagte am Dienstag dem Tagesspiegel: „Für zwei Verbindungen am 21. Dezember gibt es keine Plan & SparPreise mehr.“ Die Bahn sei mit dem Interesse an den neuen Tarifen sehr zufrieden, sagte Franz. Darüber hinaus komme die Bahn dabei voran, wettbewerbsfähiger gegenüber ihren Mitbewerbern zu werden. Mit den Gewerkschaften wurden Ergänzungstarifverträge vereinbart.

Seit dem 1. November können Kunden Fahrscheine für den Fernverkehr nach dem neuen Bahnpreissystem erwerben, das am 15. Dezember eingeführt wird. Danach erhalten Kunden, die mindestens sieben Tage im Voraus Tickets buchen, 40 Prozent Rabatt, soweit sie sich auf eine bestimmte Zugverbindung für Hin- und Rückfahrt festlegen. Einen Tag vor Abfahrt sind noch zehn Prozent möglich. Allerdings sind die Kontingente für die so genannten Plan & Spar-Tickets beschränkt. „Im Schnitt werden es 60 Prozent aller Plätze in den Fernverkehrszügen sein, für die dieser Tarif gilt“, sagte Franz. Der Anteil berechnet sich aus der Auslastung der Züge. Verkauft die Bahn auf einer Verbindung nur für zwanzig Prozent der Plätze Fahrkarten, werden künftig 80 Prozent der Plätze für Plan & Spar-Tickets zur Verfügung gestellt. Bei Zügen, die schon bisher stark nachgefragt wurden wie etwa am Freitagnachmittag, kann das Kontingent auf ein Minimum von zehn Prozent reduziert sein. Kunden, die gerade auf diese Verbindung angewiesen sind, drohen also höhere Preise. Denn sobald das Kontingent verkauft ist, gibt es keine Plan & Spar-Preise mehr – egal, ob sich der Reisende bereits früher festlegen will oder nicht. Hier können Reisende ihren Fahrpreis nur noch mit Hilfe der Bahn-Card oder dem Mitfahrerrabatt drücken – oder indem sie auf eine Zugverbindung zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt ausweichen.

Bezogen auf das heutige ICE-Angebot wird der Normalpreis gegenüber dem derzeit gültigen Grundpreis um durchschnittlich zwölf Prozent günstiger sein, sagte Franz. Ziel der Systemreform sei es, mit Hilfe günstigerer Tickets mehr Kunden zu gewinnen und so die Umsätze zu steigern. Dabei sei das Interesse an den neuen Tickets groß. In den ersten drei Tagen seit Beginn des Vorverkaufs habe die Bahn Plan & Spar-Fahrkarten für rund 40 000 Kunden verkauft, sagte Franz. Die verbilligten Tickets auf den Streckenabschnitten zwischen Dortmund und Ulm sowie Frankfurt (Main) und München am Samstagmittag vor Weihnachten seien bereits ausverkauft.

Die Kontingente für die Plan & Spar-Tickets will die Bahn angesichts der großen Nachfrage allerdings nicht nachträglich anheben. „Das ist nicht der Sinn von Sonderangeboten“, sagte Franz.

Er wehrte sich außerdem gegen Berichte, die Bahn plane massive Einschnitte bei ihren Reisezentren. Betroffen seien höchstens Schalter im ländlichen Raum, bei denen kaum Fahrscheine gekauft werden. Wichtige Zentren wie das im Berliner Bahnhof Zoo würden nicht verkleinert, sondern eher ausgebaut. Auch die Zahl der Ticketautomaten sollte nicht in großem Stil verringert werden. „Die haben wir gekauft und wollen sie auch nutzen“, sagte Franz. Geplant sei allerdings, Automaten, die bisher von den Reisenden kaum genutzt werden, abzubauen oder an andere Standorte zu verlagern.

Lohnverhandlungen fortgeschritten

Neben der Einführung des neuen Preissystems geht auch die Sanierung des Bahnkonzerns weiter. Um die Lohnkosten zu senken und bei anstehenden Ausschreibungen für Strecken im Regionalverkehr wettbewerbsfähiger zu sein, hat die Bahn mit den Gewerkschaften über regional angepasste Verträge verhandelt. „Dabei geht es nicht um Lohnsenkungen, aber um mehr Arbeit fürs gleiche Geld“, sagte Franz. Mit den Gewerkschaften wurden deshalb ergänzende Tarifverträge vereinbart, die am 1. Januar 2003 in Kraft treten sollen. Für das Gesamtjahr 2002 erwartet Franz für den Bereich Personenverkehr der Bahn zwar wegen der schwachen Konjunktur und wegen der Flutkatastrophe in Ostdeutschland und der zeitweisen Blockade der Rheintalstrecke durch einen Erdrutsch mit einem Umsatz, der unter der bisherigen Planung liegen dürfte. Das Ergebnis werde jedoch die Erwartungen übertreffen. Grund dafür seien in erster Linie Sanierungserfolge.

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