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Ausgestattet für den großen Tag: Ranzen und Schultüte müssen sein - doch beide werden teurer.

© dpa

Erstklässler in Berlin: Schulanfang ist für Händler wichtiger als Weihnachten

Was Eltern ärgert, freut den Handel: Vom Malblock bis zur Schokolade für die Schultüte kosten die Utensilien für Erstklässler mehr als noch vor einem Jahr. Besonders krass ist der Preisanstieg beim Ranzen.

Von Carla Neuhaus

Ein paar Tage noch, dann beginnt der Ernst des Lebens. Zumindest für die 32.000 Erstklässler, die am kommenden Samstag in Berlin eingeschult werden. Doch bevor es losgehen kann, machen die Eltern eine Einkaufstour. Und das kostet – in diesem Jahr noch mehr als im vergangenen.

Ob Kleidung, Schultüte oder Schreibwaren: Vieles, was der Nachwuchs für den Schulstart braucht, ist teurer geworden. Besonders negativ sticht das wichtigste Utensil hervor: der Ranzen. Um 9,5 Prozent sind die Preise für Tornister im Vergleich zum Vorjahr angezogen, zeigt eine Auswertung des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg.

Ausgerechnet der Ranzen. Forscher sagen: Was für den Vater das Auto ist, ist für den Nachwuchs der Tornister. Quasi das erste Statussymbol. Nicht nur deshalb geben Familien für den Ranzen schon mal bis zu 250 Euro aus, im Schnitt sind es 130 Euro. Zumal die Hersteller die Schultaschen immer weiter entwickeln. Dabei ändern sich nicht nur die Motive – bei Mädchen dominieren derzeit zum Beispiel das Einhorn oder das fliegende Pferd (Pegasus) – sondern auch die Ausstattung.

„Die Ranzen werden ausgefeilter“, sagt Wolfgang Braun, Brandmanager beim Anbieter Scout. Die Tornister wachsen zum Beispiel mit den Kindern mit, sie kippen nicht mehr so schnell um, lassen sich per Magnet schließen. All das kostet natürlich. Glücklich schätzen können sich da die Familien, die bereits im Frühjahr losgezogen sind. Denn je näher der Einschulungstermin kommt, desto teurer wird der Tornister.

Bezahlt wird der übrigens meist gar nicht von den Eltern – sondern von den Omas und Opas. In zwei Drittel der Fälle sind es die Großeltern, die ihren Enkeln den Ranzen spendieren. Zum Glück für die Eltern. Denn so stolz die Erstklässler auf ihren Tornister sind, so schnell wird er ihnen peinlich. Zogen die Kinder früher die gesamte Grundschulzeit mit ein- und demselben Tornister los, bestehen sie heute sehr viel früher auf einer neuen Schultasche. „Die Kinder wünschen sich meist noch vor Ende der Grundschulzeit einen modischeren Ranzen oder gleich einen Schulrucksack“, sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer beim Handelsverband Büro- und Schreibkultur.

Für Kleinkram kommen schnell 70 Euro zusammen

Dabei ist die Schultasche nur ein Kostenpunkt von vielen. Auch ihr Inhalt fällt ins Gewicht. Buntstifte, Malblock, Pinsel, Schere, Kleber: Da kommt einiges an Kleinkram zusammen. Kleinkram, für den Eltern schnell 70 Euro oder mehr ausgeben. Zumal auch die Schreibwaren in Berlin wie in Brandenburg teurer geworden sind: Allein in Berlin legten die Preise um 1,9 Prozent zu. Besonders stark fallen die Farbkästen ins Gewicht, die sogar um mehr als acht Prozent teurer wurden.

Für den Handel ist das ein gutes Geschäft. „Der Schulanfang ist für uns wichtiger als Weihnachten“, sagt Grothkopp. Der Großhandel müsse Sonderschichten einlegen. In dieser Woche herrscht Hochbetrieb: Die letzten Eltern der Erstklässler, die vorab über den Bedarf an Schulmaterial informiert worden sind, stürmen mit den Eltern älterer Kinder die Läden, die in der ersten Schulwoche erfahren, welche Hefte sie brauchen.

Die Schultüte basteln die wenigsten selbst

Und dann fehlt für die I-Dötzchen ja immer noch eines der wichtigsten Utensilien für den großen Tag: die Schultüte. 60 Euro lassen die Eltern sich die im Schnitt kosten. Berlin (66,53 Euro) und Brandenburg (65,83 Euro) liegen bei den Ausgaben sogar noch über dem Bundesschnitt, zeigt eine Studie von RetailMeNot.de. Die offenbart auch, wie groß der Ehrgeiz der Eltern ist: 62 Prozent haben demnach den Anspruch, ihrem Kind die schönste Schultüte der Klasse zu schenken.

Auf die eigenen Bastelkünste vertraut jedoch nur jeder Vierte – die meisten Kinder bekommen eine gekaufte Tüte. Gefüllt wird die oft mit Süßigkeiten, nicht ohne Grund heißt sie schließlich Zuckertüte. Doch auch die Preise für Süßwaren sind gestiegen. Schokoladentafeln sind sogar über acht Prozent teurer geworden. Das liegt am wichtigsten Rohstoff: dem Kakao. Der ist in Schwellenländern so sehr gefragt, dass die Bauern mit dem Angebot nicht hinterherkommen.

So ist der Kakao ein Beispiel dafür, wie viel selbst die Einschulung mit der Globalisierung zu tun hat. Ein anderes ist die Kleidung. Viele Eltern statten den Nachwuchs für den großen Tag mit einer neuen Kluft aus. Doch: In Berlin wurden Schuhe zuletzt um drei Prozent teurer, Blusen und Hemden sogar um fast sieben Prozent. Das liegt vor allem daran, dass Kleidung meist aus dem Ausland kommt. Doch weil der Euro schwächelt, werden Importwaren teurer.

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