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Schweres Erbe. Die Tochter der Gründers, Meike Schlecker, könnte bald mit ihrem Bruder an der Spitze der Drogeriekette stehen – wenn die Sanierung gelingt. Foto: Reuters

© REUTERS

Wirtschaft: „Es ist nichts mehr da“

Anton Schlecker sollte mit seinem Vermögen zur Rettung der Drogeriekette beitragen – doch er ist pleite, berichtet seine Tochter.

Berlin - Wie viele Milliarden es wohl sind, die Anton Schlecker mit seiner Drogeriemarktkette angehäuft hatte – darüber wurde in den vergangenen Wochen immer wieder spekuliert. Der Gründer besitze 2,75 Milliarden Euro, schätzte „Forbes“ in seinem letzten Milliardärs-Ranking. Andere tippten niedriger: Wegen zuletzt hoher Investitionen in die Firma könne Anton Schlecker nur noch knapp zwei Milliarden Euro privates Vermögen haben, meinten Branchenkenner. Sie lagen offenbar daneben. „Es ist nichts mehr da“, sagte Meike Schlecker am Montag über das private Vermögen der Familie. Die Tochter von Anton äußerte sich auf einer Pressekonferenz am Stammsitz in Ehingen – die erste Pressekonferenz von Schlecker seit 1990.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz erklärte den Medienvertretern, dass Anton Schlecker und seine Familie wegen der Unternehmensform „eingetragener Kaufmann“ (e.K.) für die Insolvenz des Unternehmens gerade stünden. Diese sei somit auch eine Privatinsolvenz von Anton Schlecker. Gerüchte, die Familie habe Geld zur Seite geschafft, dementierte Meike Schlecker. „Das ist falsch. Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen.“ Die Familie habe vielmehr in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in das Geschäft gepumpt, um die Sanierung und Restrukturierung voran zu bringen.

Die 1965 gegründete Drogeriekette hatte vor einer Woche Insolvenz anmelden müssen, weil sie ihre Lieferanten nicht mehr bezahlen konnte. Die Einkaufsgemeinschaft Markant hatte einen zweistelligen Millionenbetrag eingefordert. „Wenn noch 100 Millionen im Schrank liegen würden, wäre es zu diesem Verfahren nicht gekommen“, erklärte Geiwitz.

Der Insolvenzverwalter sieht trotzdem Hoffnung für Schlecker. „Aus meiner Sicht gibt es einen guten Kern“, sagte er. Das Unternehmen habe keine Bankschulden. Zudem schreibe der Großteil der Filialen schwarze Zahlen, sagte Schlecker-Finanzchef Sami Sagur. Die Erben Meike und Lars Schlecker könnten nach Zustimmung der Gläubiger ein entschuldetes Nachfolgeunternehmen leiten, sagte Geiwitz.

Für die 32 000 Mitarbeiter der Kette in Deutschland sind die Gehälter bis Ende März gesichert, was dann kommt, weiß auch die Gewerkschaft Verdi nicht. Zunächst einmal verschafft das Insolvenzgeld dem Unternehmen Luft. „Wir müssen allein in den nächsten zwei Monaten 100 bis 150 Millionen Euro an Löhnen und Gehältern nicht bezahlen“, sagte Geiwitz. Die Bundesagentur für Arbeit und damit die Gemeinschaft der Beitragszahler übernimmt im Insolvenzfall für drei Monate die Löhne und Gehälter.

Meike Schlecker betonte am Montag, man wolle „das Unternehmen weiterführen und so viele Arbeitsplätze wie möglich retten“. Auch Geiwitz machte die Richtung klar: „Für eine Zerrupfung des Konzerns bin ich nicht zu haben.“

Wann das Insolvenzverfahren eröffnet wird, ist weiter offen, auch die Diskussion um den Sanierungsplan läuft noch. Derzeit verhandelt Schlecker mit den Gläubigern. Von den aktuell noch 6000 Filialen will die Kette einige hundert unprofitable sobald wie möglich schließen. Einen Kahlschlag soll es aber nicht geben. Die Nähe zu den Kunden sei das Geschäftsmodell, sagte Geiwitz. Um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen, stünde auch das Auslandsgeschäft zur Disposition, erklärte Finanzchef Sagur. Die Auslandsgesellschaften von Schlecker mit 17 000 Mitarbeitern – etwa in Italien und Holland – sind nicht von der Insolvenz betroffen.

Die wichtigsten Lieferanten konnte Geiwitz offenbar schon überzeugen: Neben der Markant-Gruppe hätten rund 140 Unternehmen die weitere Belieferung zugesichert, sagte er. Darunter seien Procter & Gamble, Beiersdorf, Unilever und Henkel. Auch die Suche nach Geldgebern kommt voran: Es hätten sich bereits erste potenzielle Investoren gemeldet, sagte Geiwitz, ohne Namen zu nennen. Für die weitere Modernisierung der Geschäfte braucht Schlecker einen dreistelligen Millionen-Betrag. mit dpa

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