zum Hauptinhalt

Wirtschaft: "Es sind Fehler gemacht worden"

In Berlin fand am Donnerstag das 2.Deutsch-Russische Diskussionsforum statt.

In Berlin fand am Donnerstag das 2.Deutsch-Russische Diskussionsforum statt.Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutierten über Möglichkeiten zur Kooperation im Schatten der Krise.Daniel Rhée-Piening sprach mit Sergej Alexaschenko, mit dem ersten stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Zentralbank der Russischen Föderation a.D..Alexaschenko war bis zum Herbst 1998 genau 1001 Tage im Amt und hat heute ein privates Forschungsinstitut in Moskau.

TAGESSPIEGEL: Wie wird sich der Kurs des Rubel entwickeln?

ALEXASCHENKO: Der Rubelkurs hängt von der Wirtschaftspolitik der Regierung und der Geldpolitik der Zentralbank ab.In den vergangenen zwei Monaten hat aber weder die eine noch die andere Politik gemacht.Allerdings ist auch kein neues Geld gedruckt worden.Deshalb ist der Rubelkurs derzeit einigermaßen stabil.

TAGESSPIEGEL: Wird er so bleiben?

ALEXASCHENKO: Ich sehe dafür durchaus Chancen, wenn die Inflation nicht zunimmt.Viel wird auch von den Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds abhängen.

TAGESSPIEGEL: Wie sehen Sie die Chancen für einen erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen mit dem IWF?

ALEXASCHENKO: Von einem erfolgreichen Abschluß hängt die Zukunft Rußlands ab.Wir müssen zu einer Einigung kommen.Die heutige Regierung will oder kann dies allerdings nicht.Man kommt nur zu einer Einigung, wenn man auch etwas tut.Dennoch bin ich zuversichtlich.

TAGESSPIEGEL: Bei den Verhandlungen mit den westlichen Banken über die Umschuldung fühlen sich diese "unfair" behandelt.Teilen Sie diese Meinung?

ALEXASCHENKO: Bei den Verhandlungen sind von beiden Seiten Fehler gemacht worden.Die westlichen Banken hätten das erste Angebot der russischen Regierung annehmen sollen, seitdem haben sich die Bedingungen verschlechtert.Ein Fehler war auch, daß man von Bank zu Bank verhandeln wollte.

TAGESSPIEGEL: Die westlichen Banken beklagen, daß Verantwortliche nicht mehr existieren und daß Vermögenswerte verschoben worden sind.

ALEXASCHENKO: Die Frage des sogenannten Asset Stripping darf nicht überbewertet werden.Die russischen Banken haben riesige Verluste gemacht, sind also praktisch in Konkurs gegangen.Da gab es nichts zu verlagern.Die westlichen Banken müssen auch bedenken, daß sie bei ihren Investitionen Gewinnspannen von 20 bis 50 Prozent einkalkuliert haben.Wer hohe Gewinne haben will, muß auch ein hohes Risiko eingehen.

TAGESSPIEGEL: Was wünschen Sie sich jetzt von den westlichen Banken?

ALEXASCHENKO: In erster Linie natürlich Geld, aber es ist klar, daß wir in der gegenwärtigen Situation nicht mit neuem Geld rechnen können.Die Banken sollten ihr Geld einsetzen, um für russische Firmen westliche Partner zu finden.Rußland selbst braucht ein normales Bankensystem.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false