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Wirtschaft: Es weihnachtet ein bisschen

Der Handel hofft auf ein stabiles Geschäft. Aber die Inflation steigt schneller

Berlin – Tablet-PCs, Flachbildschirme und Spielwaren werden in diesem Jahr besonders häufig unter deutschen Weihnachtsbäumen zu finden sein. „Bei manchem Spielzeug wie Playmobil könnte es sogar Engpässe geben“, sagte der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, am Mittwoch in Berlin. Dort stellte der HDE seine Prognose für das Weihnachtsgeschäft vor. Für November und Dezember erwartet der Verband ein Umsatzplus von nominal 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 78 Milliarden Euro. Traditionell macht die Branche in diesen beiden Monaten knapp ein Fünftel ihres Jahresumsatzes, bei Spielwaren, Schmuck und und Büchern sind es sogar bis zu 30 Prozent.

Wegen der guten Geschäfte in den ersten neun Monaten des Jahres hob der Verband zugleich seine Jahresprognose an. Das Plus soll nun bei zwei statt bei 1,5 Prozent liegen. Insgesamt könnte der Einzelhandel damit in diesem Jahr 413 Milliarden Euro umsetzen. „Die Deutschen trotzen mit ihrer Konsumlaune der Euro- Krise, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Von Januar bis September knackte der Handel die 300-Milliarden- Euro-Marke. Besonders gefragt waren in den ersten neun Monaten Fahrräder, Keramik, Schmuck und Möbel. Rückgänge gab es dagegen bei Büchern, Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik.

Das Wachstum geht nach Ansicht des HDE auch darauf zurück, dass die Deutschen weniger sparen. Die Sparquote sei leicht auf 11,1 Prozent des verfügbaren Einkommens zurückgegangen. „Auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist erfreulich“, kommentierte Genth. Auch im Handel hatte die Zahl der Mitarbeiter zugelegt: Im März waren der Bundesagentur für Arbeit zufolge 54 000 Menschen mehr in der Branche beschäftigt als ein Jahr zuvor. Insgesamt arbeiten im Handel mehr als drei Millionen Menschen.

Mehr Weihnachtsgeschenke werden auch in diesem Jahr im Internet gekauft. Im November und Dezember sollen 6,5 Milliarden Euro im Netz umgesetzt werden. 2011 soll der Onlinehandel um acht Prozent auf rund 26 Milliarden Euro wachsen – was den Trend der vergangenen Jahre bestätigt. „Der Online-Handel kannibalisiert den stationären Einzelhandel nicht, sondern ergänzt ihn“, sagte Genth.

Dennoch fürchten die Händler die Schuldenkrise. Auch in Deutschland soll sich die Wirtschaft 2012 abkühlen. „Bereits jetzt wächst der Handel schwächer als die Inflation“, sagt Handelsexperte Boris Planer von der Beratung Planet Retail. Zwar profitiere Deutschland im Gegensatz zu Krisenländern wie Spanien von einem kräftigen Aufschwung. Doch der Wohlstand wachse vor allem bei Unternehmen und Aktionären, sagt Planer. „Die Reallöhne der Arbeitnehmer sind seit Jahren rückläufig und das führt langfristig zu schrumpfender Kaufkraft.“ Von einem soliden Weihnachtsgeschäft geht auch Planer aus. „Geschenke sind das letzte, woran gespart wird.“ Jahel Mielke

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