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Einvernehmen und Optimismus demonstrierten Etihad-Chef James Hogan (links) und Air Berlins Vorstandsvorsitzender Wolfgang Prock- Schauer am Montag in einem Hangar auf dem BER-Flughafengelände in Schönefeld. Foto: AFP

© AFP

Wirtschaft: Etihad schwört Air Berlin die Treue

Die Partnerairlines wollen ihr gemeinsames Streckennetz ausbauen / Absage an weiteres Sparprogramm.

Schönefeld - Die Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bereuen offenbar nicht, dass sie ihr Geld in die Fluggesellschaft Air Berlin gesteckt haben. „Das Investment hat sich schon nach etwa sechs Monaten ausgezahlt“, verriet James Hogan, Chef ihrer Staatsfluglinie Etihad Airways, am Montag bei einer Präsentation in Air Berlins Hangar auf dem Gelände des neuen Flughafens BER. Spekulationen, Etihads Eigentümer könnten die Geduld bei der Sanierung von Air Berlin verlieren, erteilte der Australier eine Absage: Air Berlin sei in einem schwierigen Marktumfeld gut positioniert. „We are here to stay. And so are they“, sagte Hogan. Jeder bleibt, wo er ist, gemeinsam geht es in die Zukunft, lautete die Botschaft.

Da waren einige der rund 150 aus halb Europa nach Schönefeld eingeflogenen Journalisten zwar ein wenig enttäuscht – hatten sie doch mit einer spektakuläreren Nachricht gerechnet. Aktionäre, Halter von Air Berlins Anleihen und die verbleibenden rund 8500 Mitarbeiter dürften Hogans Worte allerdings mit Genugtuung aufnehmen.

Die schnell wachsende Fluglinie aus Abu Dhabi hatte ihren Anteil an Air Berlin im Dezember 2011 von drei auf gut 29 Prozent aufgestockt – zum Kurs von 2,31 Euro je Papier. Seither ging der Wert fast stetig bergab, zwischenzeitlich war die Aktie nur noch 1,60 Euro wert. Seit einer Woche geht es steil bergauf. Als Grund gilt eine gute Auslastung der Maschinen, Fortschritte bei der Sanierung, die Aussicht auf leicht sinkende Treibstoffkosten. Hogans Treueschwur verhalf dem Air-Berlin-Papier am Montag zu einem Sprung von bis zu 15 Prozent gegenüber dem Freitagskurs. Kurz vor Börsenschluss notierte das Papier gut zwölf Prozent fester bei 2,23 Euro, dem höchsten Stand seit Mai 2013.

Etihad hatte damals zwar immer noch ein paar Cent mehr gezahlt, der eigentliche Wert Air Berlins für Etihad liegt aber in den Synergien, die sich seither heben lassen – etwa bei der gemeinsamen Wartung von Maschinen, dem Training und der Materialbeschaffung. Zudem haben sich beide Airlines in den vergangenen zwei Jahren immerhin 900 000 Passagiere in die Streckennetze der jeweiligen Partner-Airline zugeschanzt. Air Berlins Fluggäste, die nach Fernost, Australien oder Ostafrika wollen, steigen auf Etihads Drehkreuz in Abu Dhabi um. Air Berlin verteilt im Gegenzug viele Etihad Fluggäste aus Asien über Berlin und Düsseldorf in Europa und bis in die USA. Air Berlins Fluggäste sollen von diesem Jahr an über Abu Dhabi auch Ziele in Indien, Australien und Südkorea ansteuern können.

Das ist das Etihad-Prinzip, mit dem sich die Gesellschaft gegen ihre Rivalen vom Persischen Golf – Emirates aus Dubai und Qatar aus dem Emirat Katar – behaupten will: Etihad kauft genügend Anteile einer Gesellschaft, die in einer Region stark ist, um sich dort strategischen Einfluss zu sichern. Eine Komplettübernahme strebt sie aber ausdrücklich nicht an, da dadurch die Marke der angedockten Airline zerstört werden könnte oder gar Landerechte verloren gehen könnten. Das wäre im Falle von Air Berlin bei einem Anteil von mehr als 30 Prozent der Fall.

Im nächsten Schritt hilft Etihad der Fluggesellschaft, einen gewissen Servicestandard zu erreichen. Das kann man mittlerweile bei Air Berlin vor allem auf der Langstrecke beobachten. So haben die Berliner entgegen früherer Pläne auch ihre Business-Class aufgewertet und, anders als bei klassischen Billigfliegern, soll es auch weiterhin kostenlose Snacks und Getränke an Bord geben. 2014 sollen auch erste Air-Berlin-Maschinen mit drahtlosem Internet ausgerüstet werden, wurde jetzt angekündigt.

So bauen sich die Scheichs aus Abu Dhabi ihr eigenes Luftfahrtbündnis jenseits der bestehenden globalen Allianzen wie Skyteam und Oneworld auf: Etihad hält zum Beispiel rund 20 Prozent an Virgin Australia, 40 Prozent an Air Seychelles und neuerdings 24 Prozent an der Airline Jet, die den Milliardenmarkt Indien bedient. Waren Etihad und die anderen Golf-Airlines vor wenigen Jahren noch als Konkurrenten gefürchtet, gelten sie für manche Traditions-Airline heute als letzte Rettung. Aktuell verhandelt Hogan über einen Einstieg bei der existenzbedrohten Alitalia, mit Air France-KLM ist er schon länger im Gespräch. Eine klare Absage erteilte er am Montag aber Gerüchten über einen Einstieg bei der polnischen Staatsfluglinie Lot.

Der Einstieg bei Air Berlin vor zwei Jahren war also nur der Anfang für Etihad. Für Air Berlin zeichnet sich zugleich ein Ende des sanierungsbedingten Schrumpfkurses ab. Ihr Chef Wolfgang Prock-Schauer sagte am Montag, beim Sanierungsprogramm „Turbine“ und dem damit verbundenen Arbeitsplatzabbau liege man „voll im Plan“. Dieses Jahr sollen noch mal 200 Millionen Euro ergebniswirksam eingespart werden. „Ein Turbine II-Programm“ sei nicht geplant.

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