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Wo Pferd drauf steht, soll auch Pferd drin sein. Pferdemetzger gibt es in Deutschland durchaus.

© dpa

Etikettenschwindel: Keine Spur von Pferdefleisch in Deutschland

Dass Pferdefleisch drin ist, wo Rindfleisch draufsteht, ist für Kontrolleure ein ungewohntes Problem. Denn Pferd ist teurer als Rind. Hierzulande sind bisher weder Pferde-Lasagne noch -Burger aufgetaucht.

Haben auch deutsche Kunden Pferdefleisch gegessen, ohne es zu wissen? Derzeit sieht es nicht so aus. „Bisher liegen dem Bundesverbraucherministerium keine Hinweise darauf vor, dass auch in Deutschland falsch gekennzeichnete Produkte mit Pferdefleisch auf den Markt gekommen sein könnten“, teilte das Ministerium am Montag mit. Auch in Berlin haben die Lebensmittelkontrolleure bislang weder Lasagne noch Burger gefunden, in denen statt des versprochenen Rinds Pferdefleisch verarbeitet worden ist. Die Discounter Aldi Süd und Lidl, die in Irland beziehungsweise in Großbritannien vom Etikettenschwindel betroffen waren, betonten, dass die deutschen Filialen sicher seien. Die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann nahm vorsorglich ihre Tiefkühl-Lasagne der Eigenmarke A&P aus dem Verkauf.

Dennoch sind auch die deutschen Behörden alarmiert. Die Lebensmittelkontrolleure seien aufgerufen, „jedem Hinweis nachzugehen“, betonte das Verbraucherministerium. Auch in Berlin hat die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz die Bezirke zu besonderer Wachsamkeit aufgerufen.

Dass Pferdefleisch drin ist, wo Rindfleisch draufsteht, ist für die Kontrolleure ein ungewohntes Problem. Denn Pferdefleisch ist teurer als Rind – zumindest dann, wenn die Tiere ordnungsgemäß aufgezogen und geschlachtet worden sind. Im Fall der rumänischen Tiere liege daher der Verdacht nahe, dass alte Renn- oder Nutzpferde zu Geld gemacht wurden, vermutet Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das Problem: Bei Rennpferden kann das Medikament Phenylbutazon eingesetzt werden. Das Dopingmittel wird in der Humanmedizin als Antirheumatikum benutzt.

In Deutschland ist der Verkauf von Pferdefleisch erlaubt, allerdings muss das deutlich deklariert werden. Pferdefleisch sieht ähnlich aus wie Rind und schmeckt auch ähnlich, ist aber magerer und enthält viel Eisen. Das Fleisch älterer Pferde ist leicht säuerlich, aber besonders zart.

Pferde gehören wie Schweine zu den Haustieren, die geschlachtet werden dürfen. Allerdings werden in Deutschland pro Jahr nur 4000 Tonnen Pferdefleisch angeboten, weniger als 0,05 Prozent der gesamten Fleischmenge. „Die Menschen wollen ihren besten Freund nicht essen“, weiß Verbraucherschützerin Schwartau. Für die allerbesten Freunde ist das sogar per Gesetz verboten: Seit 1986 dürfen Hunde und Katzen nicht mehr geschlachtet werden. Eine Selbstverständlichkeit? Von wegen. In den 60er Jahren war der Verzehr von Katzen als „Dachhasen“ nicht unüblich.

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