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Rote Züge, schwarze Zahlen. 2010 haben alle Bahn-Sparten wieder Geld verdient, der Gewinn legte zweistellig zu.

© dapd

EU: Brüssel lässt Bahn-Büros durchsuchen

Die EU-Kommission verdächtigt die Deutsche Bahn, von Konkurrenten zu hohe Strompreise zu fordern und sie so im Wettbewerb zu benachteiligen. Deshalb durchsuchten Mitarbeiter der Brüsseler Behörde am Donnerstag Büros des Unternehmens in Berlin, Mainz und Frankfurt am Main.

Berlin - Die Bahn zeigte sich „überrascht“. Die Kommission nahm die Razzien vor, während der Vorstand des Konzerns die Bilanz für 2010 vorlegte.

„Es geht um die Frage, ob die Konzerntochter DB Energie der eigenen Frachtsparte günstiger Strom verkauft hat als den Konkurrenten“, sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Bahn-Chef Rüdiger Grube reagierte mit Unverständnis. Kein Land in Europa sei so offen für den Wettbewerb wie die Bundesrepublik, sagte er. „Da bin ich stolz auf mein Vaterland.“ Rechtsvorstand Gerd Becht erklärte, es gehe um Vorwürfe gegen das seit 2002 bestehende Preissystem für Bahnstrom. Vor der Einführung habe man intensiv mit dem Bundeskartellamt diskutiert und zudem mehrere Prozesse in der Sache gewonnen.

Bahn-Konkurrenten klagen seit langem, sie müssten mehr für den Strom bezahlen als die Züge der Bahn. Von den Mengenrabatten von DB Energie profitiere letztlich nur der Staatskonzern. Alternative Stromanbieter für den Bahnbereich gibt es hierzulande nicht.

Die Razzien fanden bereits am Dienstag statt, wurden aber erst am Donnerstagmorgen bekannt, als der Konzern seine Bilanz für 2010 vorlegte. Wie bereits berichtet, hat die Bahn ihren Gewinn nach der Krise um 10,7 Prozent gesteigert und verdient in allen Geschäftsfeldern wieder Geld. Der Umsatz kletterte um 17 Prozent auf 34,4 Milliarden Euro. „Als einzige Bahn in Europa haben wir die Krise mit deutlich positiven Zahlen durchfahren“, bekannte Grube.

Allerdings haben „nicht zufrieden stellende Betriebsphasen“ für große Probleme im Personenverkehr gesorgt. Der Gewinn brach hier um bis zu einem Fünftel ein. Als teuer erwiesen sich für die Bahn zum einen die Ausfälle der S-Bahn Berlin, zum anderen die Probleme bei den ICEs: Sie stehen ohnehin wegen häufig zu kontrollierender Achsen oft in den Werkstätten, zudem fielen sie bei Eis und Schnee oft aus.

Allein die S-Bahn habe das Ergebnis mit einem dreistelligen Millionenbetrag belastet, sagte Finanzvorstand Richard Lutz – wegen tausender Achsen und Räder, die ausgetauscht werden müssen, der Entschädigungen für die Kunden und der Strafen an den Senat, der den S-Bahn-Verkehr bestellt. Die Verspätungen und Zugausfälle im Fernverkehr addierten sich zu einer Belastung von 100 Millionen, sagte Lutz weiter.

Mit Prognosen für das laufende Jahr hielt sich das Bahn-Management zurück. Man habe „sehr positive Perspektiven“, sagte Grube, alle Trends sprächen für die Bahn. Laut Geschäftsbericht rechnet der Konzern mit einem weniger starken Umsatzanstieg als 2010, er werde sich in der Größenordnung von fünf Prozent bewegen. Die Fahrzeugverfügbarkeit sei aber weiterhin „kritisch“. Das bedeutet: Ein erneut heißer Sommer oder ein schneereicher Winter dürften erneut tiefe Spuren in der Bahn-Bilanz 2011 hinterlassen.

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