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Wirtschaft: EU-Erweiterung: Petr Zahradnik: "Viele Menschen in Tschechien fürchten sich vor Opfern"

Petr Zahradnik ist Europa-Experte und Analyst bei der tschechischen Investmentgesellschaft Conseq Finance. Herr Zahradnik, wie wird die Aufnahme in die EU Tschechien verändern?

Petr Zahradnik ist Europa-Experte und Analyst bei der tschechischen Investmentgesellschaft Conseq Finance.

Herr Zahradnik, wie wird die Aufnahme in die EU Tschechien verändern?

Die Osterweiterung bedeutet in erster Linie, dass sich das Land endlich zu den normal funktionierenden Staaten Europas wird zählen dürfen. Das hebt das Selbstbewusstsein, was ein großer Teil der Tschechen bitter nötig hat. Andererseits aber weckt alles Unbekannte Ängste. Viele Menschen befürchten einen niedrigeren Lebensstandard, weil alles teurer wird, Ersparnisse entwertet werden und ausländische Firmen das Land in Beschlag nehmen. Meiner Meinung nach sind solche Ängste unbegründet. Allerdings wird die Bevölkerung nach dem Beitritt beginnen müssen, europäisch zu denken und die Integration als Chance zu begreifen.

Wird das Land denn nur profitieren? Oder fürchten sich manche auch vor Opfern?

Sicher, manche tun das, vor allem in ländlichen, strukturschwachen Gebieten. Die Menschen sind gewohnt, Widerständen auszuweichen und Opfer zu vermeiden - auch die Jungen. Doch auch viele Ältere befürchten, dass sie sich für ihre Rente weniger leisten können. Dabei liegen tschechische Renten schon heute im Verhältnis zu den Löhnen um rund zehn Prozent unter dem EU-Schnitt. Dies wird sich auch anpassen müssen, doch daran denken viele nicht.

Wie viele Tschechen werden nach der EU-Osterweiterung in anderen Ländern arbeiten wollen?

Schwer zu sagen. Vorwiegend werden es die Jungen sein, die neue Erfahrungen im Ausland sammeln wollen. Fraglich ist, wer von ihnen später noch zurückkommen wird.

Gerade der Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt aber soll für die neuen Mitglieder auf Jahre hinaus gesperrt bleiben. Wird es nicht für zusätzliche Frustration sorgen?

Diese Übergangsregelungen werden differenziert genug ausfallen, so dass alle damit leben können. Wenn die Neuankömmlinge in der EU geschlossene Tür vorfänden, würde das für großen Verdruss sorgen.

Die deutsche Angst vor einer tschechischen Invasion wird oft mit dem Argument beschwichtigt, die Tschechen seien gar nicht flexibel genug. Zu Recht?

Intuitiv würde ich dem zustimmen. Besonders im Vergleich mit Polen sind wir oft konservativ und geben der Sicherheit zu Hause Vorrang vor dem Risiko in der Fremde. Doch manche werden bestimmt die neuen Chancen nutzen und Erfolg haben. Dass sie dazu das Zeug haben, haben in der Vergangenheit viele Exiltschechen gezeigt.

Fürchten sich tschechische Unternehmen vor der scharfen Konkurrenz aus dem Westen?

Den Managern wird Gott sei Dank allmählich klar, was auf sie zukommt. Das ist der erste Schritt zur Bewältigung des Problems. Zahlreiche kleinere und mittlere Firmen verlassen sich jedoch auf ihr bekanntes Revier und haben keine Ambitionen zur Expansion. Aber ich glaube, mindestens die Hälfte der Firmen wird mit dem europäischen Wettbewerb konfrontiert werden.

Herr Zahradnik[wie wird die Aufnahme in die EU Ts]

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