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Wirtschaft: EU: Opec soll den Ölhahn aufdrehen

Börsen warten gespannt auf Treffen der Förderländer. Das Kartell deutet eine Ausweitung der Förderung an

Brüssel/Hamburg/Beirut Die Finanzminister der Europäischen Union haben bei ihrem Treffen am Mittwoch in Luxemburg die Erdöl produzierenden Länder dazu aufgerufen, für eine „angemessene Versorgung“ mit dem Rohstoff zu sorgen. Hintergrund sind die seit Monaten stark steigenden Benzin- und Rohölpreise. Der deutsche Mineralölwirtschaftsverband (MWV) wiederum teilte in Hamburg mit, für die aktuellen Preissteigerungen seien vor allem Börsenspekulationen verantwortlich. Die Lage auf den Ölmärkten blieb vor dem Gipfeltreffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) an diesem Donnerstag in Beirut gespannt.

Die EU-Finanzminister einigten sich daneben darauf, Alleingänge zum Ausgleich des hohen Ölpreises zu vermeiden. Vielmehr wollen die Staaten koordiniert vorgehen. Der sich abzeichnende Wirtschaftsaufschwung könne durch einen anhaltenden Anstieg der Ölpreise gefährdet werden, sagte der irische Finanzminister McCreevy nach der Sitzung der Eurogruppe. Auch Finanzminister Eichel äußerte sich besorgt und mahnte enge Absprachen innerhalb der Eurogruppe an.

Nicht immer haben die EU-Staaten so ruhig auf teure Treibstoff- und Ölpreise reagiert. Im Jahre 2000 hatten verschiedene Mitgliedstaaten einzeln staatliche Dieselsubventionen für Spediteure beschlossen, deren Abbau sich aber in den folgenden Jahren als sehr schwierig erwiesen hat.

Finanzminister Hans Eichel (SPD) sagte, trotz der hohen Ölpreise gelte aber weiterhin: „Zu irgendwelcher Panikmache besteht aber überhaupt kein Anlass.“ Damit ist klar, dass vorerst nicht mit einem deutlichen Abflauen der wirtschaftlichen Erholung in Europa gerechnet wird.

Saudi-Arabien jedenfalls macht sich für eine kräftige Erhöhung der Ölförderung stark. Der saudische Ölminister Ali al-Naimi erklärte, er werde sich in Beirut für eine Anhebung der Förderquoten um elf Prozent einsetzen. Damit folge man den Bedürfnissen des Marktes.

Zwar haben sich Venezuela und andere Opec-Mitglieder gegen eine Ausweitung der Ölförderung gewandt. Doch gilt es nach dem Terroranschlag im saudischen Ölzentrum Chobar am vergangenen Wochenende als unwahrscheinlich, dass sie sich auf der Konferenz durchsetzen können.

Auch der indonesische Ölminister und Opec-Präsident, Purnomo Yusgiantoro, sprach sich bei seiner Ankunft in Beirut für eine Steigerung bei den Fördermengen aus, die einen „wirklich deutlichen Eindruck“ auf die Preise hinterlässt.

Neben Saudi-Arabien kündigten am Mittwoch auch die Vereinigten Arabischen Emirate die Erhöhung ihrer Fördermenge an. Zur Abkühlung der Preise würden die Emirate ihre Produktion um 400000 Barrel pro Tag erhöhen, sagte Ölminister Obaid bin Saif el Nasseri. Damit solle ein weiterer Preisanstieg verhindert werden.

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