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Start-up-Hauptstadt Berlin: Bei Rocket Internet laufen die Geschäfte. Das gilt aber nicht für ganz Berlin.

© Jens Kalaene/dpa

EU-Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit: Nicht nur London hängt Berlin ab

Im europäischen Vergleich sind auch München und Frankfurt wirtschaftlich stärker. Die Hauptstadtregion rutscht ab.

Berlin und Brandenburg sind im Vergleich zu anderen Hauptstadtregionen in Europa nicht konkurrenzfähig. In einer neuen Studie der EU-Kommission und des Wiener Unternehmensberaters Stefan Höffinger schneidet Berlin-Brandenburg relativ schwach ab. Der Vergleich von 263 Regionen ergab Platz 45. Damit ist Berlin-Brandenburg die einzige Hauptstadtregion in der Europäischen Union (EU), die schlechter dasteht als der Durchschnitt des eigenen Landes. Auch im Vergleich zur vergangenen Auswertung 2013 ist Berlin mit seinem Umland leicht zurückgefallen. Seinerzeit hatte es noch Platz 42 belegt.

Großbritannien erstaunlich stark

Erstaunlich stark hat Großbritannien abgeschnitten. Allerdings konnten bei der Studie negative Auswirkungen des Brexit noch nicht berücksichtigt werden. So finden sich unter den Top Ten vier britische Wirtschaftsräume: der Großraum London auf Platz 1, die Region Oxfordshire, Buckinghamshire und Berkshire auf Platz 2, Surrey und Sussex auf dem fünften Rang und Hampshire mit der Isle of Wight auf Platz 10.

Größer und bekannter als diese Regionen auf der Insel sind Stockholm (Rang 4), Paris (Rang 8) und München mit Oberbayern (Rang 9). Frankfurt mit Darmstadt erreichte Platz 13, direkt gefolgt von Hamburg und Karlsruhe. Auch Stuttgart und Köln konnten sich deutlich vor Berlin-Brandenburg platzieren.

Bedenklich für die Hauptstadtregion: Nicht nur das Gesamtranking war aktuell schlechter als 2013, sondern auch die Bewertung wichtiger Einzelkriterien. Die Qualität der Institutionen beispielsweise kam im EU-Vergleich nur auf Rang 106. 2013 war es noch Rang 62 gewesen. Bei der Innovationskraft ging es von Platz 25 auf 30 runter – trotz der Erfolge als Start-up-Metropole. In diesem Zusammenhang besonders beunruhigend: Beim Kriterium höhere Bildung erreichte Berlin-Brandenburg nur Platz 112 – nach Rang 59 im Jahr 2013. Und der Entwicklungsstand der Wirtschaft fiel von Platz 17 auf 40. Da ist es ein schwacher Trost, dass Berlin-Brandenburg bei der Basisausbildung Rang 7 in ganz Europa schaffte.

Leistungsfähige Flughäfen spielen große Rolle

Die Infrastruktur kam auf Platz 57 – obwohl der Flughafen BER immer noch auf sich warten lässt. Was ein starker Airport für die ökonomische Attraktivität ausmacht, sieht man aber bei der Konkurrenz: München, Frankfurt, Amsterdam oder London haben großräumige Wirtschaftszentren um ihre Flughäfen herum aufgebaut. Und auch die niederländische Region Utrecht wäre nicht im Gesamtranking auf Platz 3 gekommen, wenn sie nicht so nah am Flughafen Amsterdam Schiphol läge. Vergleicht man die Regionen Utrecht und Berlin-Brandenburg direkt, so zeigen sich die größten Rückstände bei den Kriterien höhere Bildung, Arbeitsmarkteffizienz und Bereitschaft zur technologischen Verbesserung. Hier sehen die EU-Kommission und Berater Höffinger auch noch Aufholchancen für Berlin, neben der Infrastruktur und der Qualität der Institutionen.

Berater benennt Erfolgsfaktoren

Nachdem Höffinger auf der Grundlage der EU-Daten die besten Regionen identifiziert hatte, konnte er folgende Erfolgsfaktoren ausmachen: eine exzellente Infrastruktur mit leistungsfähigen Flughäfen und Bahnhöfen; Lebensqualität, um die talentiertesten Arbeitskräfte in Wirtschaft und Wissenschaft anzuziehen; Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, privaten und wissenschaftlichen Akteuren; Partikularinteressen überwinden; gute Mischung aus vielfältigen Branchen.

Ein Sprecher der Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte zu der Studie: „Berlins Wettbewerbsfähigkeit braucht in vielen Bereichen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Gerade bei Innovationen und Digitalisierung ist die Hauptstadtregion sehr erfolgreich und übt eine hohe Anziehungskraft auf Fachkräfte und Unternehmen aus dem In- und Ausland aus. Der neue Senat investiert nun erhebliche zusätzliche Mittel in die zukunftsfeste Infrastruktur.“

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