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Starthelfer. EU-Energiekommissar Günther Oettinger bezeichnet Helios als „Riesenchance für Griechenland“. Profitieren würden jedoch auch die mittel- und nordeuropïschen Länder. Foto: AFP

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Wirtschaft: EU wirbt für griechischen Öko-Strom Photovoltaik-Anlage Helios geht ans Netz

Brüssel - In Deutschland wäre das Ganze keine so große Sache: Allein 2011 sind hier Photovoltaikanlagen aufgestellt worden, die unter den üblichen Testbedingungen 7,5 Gigawatt liefern. Da nehmen sich die zehn Gigawatt Exportstrom, die das fertige Solarprojekt Helios in zehn bis 15 Jahren liefern soll, bescheiden aus.

Brüssel - In Deutschland wäre das Ganze keine so große Sache: Allein 2011 sind hier Photovoltaikanlagen aufgestellt worden, die unter den üblichen Testbedingungen 7,5 Gigawatt liefern. Da nehmen sich die zehn Gigawatt Exportstrom, die das fertige Solarprojekt Helios in zehn bis 15 Jahren liefern soll, bescheiden aus. Und doch ist das nach dem Sonnengott benannte Vorhaben nach vier Jahren Rezession einer der wirtschaftlichen Strohhalme, an die sich die Griechen klammern. An diesem Dienstag hat Energieminister George Papaconstantinou im Namen der Regierung zur Konferenz nach Athen geladen. Dort stellt er das Konzept und die vor zwei Wochen verabschiedeten Gesetze vor, die Helios für Investoren attraktiv machen sollen.

Mit von der Partie ist auch EU-Kommissar Günther Oettinger. „Helios ist eine Riesenchance für Griechenland und andere EU-Länder“, sagt er mit Blick auf die 50 000 Arbeitsplätze, die entstehen sollen. Profitieren würden jedoch auch „die mittel- und nordeuropäischen Länder, weil sie Solarenergie kostengünstig importieren können“, so der für Energiefragen zuständige Brüsseler Kommissar.

Dass sich die intensivere und längere Sonneneinstrahlung in Griechenland tatsächlich in billigeren Strom ummünzen und zu Geld machen lässt, soll eine Pilotphase zeigen. Spätestens Ende 2013 oder Anfang 2014 sollen nach Angaben aus Brüsseler Kommissionskreisen Solarmodule mit einer Kapazität von 300 Megawatt installiert sein. Die sind erst einmal für den heimischen Markt bestimmt, wobei für diese Strommenge genug Leitungskapazität Richtung Norden und Westen vorhanden wäre: Über die Unterseeleitung nach Italien sowie zwei Überlandtrassen durch den östlichen beziehungsweise den westlichen Balkan können insgesamt 1,4 Gigawatt fließen. Für die zweite Phase, die laut Minister Papaconstantinou 2017 beginnen soll, müssten weitere Leitungen gebaut werden.

Der Strom muss aber gar nicht zur Gänze physikalisch aus Griechenland importiert werden, um für andere EU-Staaten attraktiv zu sein. Die Erneuerbare- Energie-Richtlinie, die einen Anteil von 20 Prozent bis 2020 vorschreibt, eröffnet ihnen die Möglichkeit, sich eine Überkapazität in anderen Ländern anrechnen zu lassen. „Wir brauchen Erneuerbare, aber wir sollten sie dort produzieren, wo die Kosten am niedrigsten sind“, sagt Oettinger, für eine Verlagerung der Förderung von Nord nach Süd werbend.

Die Differenz zwischen dem auf dem jeweiligen nationalen Markt zu erzielenden Strompreis und dem Produktionspreis des Solarstroms könnte im Fall von Helios teilweise auch aus dem Ausland kommen. In der EU-Kommission ist von einem möglichen bilateralen Abkommen zwischen Griechenland und Deutschland die Rede. Ehe es zu einer Zusammenarbeit kommt, muss aber klar sein, dass Griechenland „auf jeden Fall unter Einspeisetarif in Deutschland produziert“, wie ein Kommissionsexperte sagt. Davon hängt auch das Engagement potenzieller Investoren ab. Wie mit der Europäischen Investitionsbank gibt es auch Gespräche mit privaten Kapitalgebern, verpflichtet hat sich aber noch niemand. Christopher Ziedler

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