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Wirtschaft: Euro: 15 Cent für jeden Schein

Genau weiß niemand, was die Einführung des Euro kostet. Nicht einmal die Europäische Zentralbank (EZB) hat es ausgerechnet.

Genau weiß niemand, was die Einführung des Euro kostet. Nicht einmal die Europäische Zentralbank (EZB) hat es ausgerechnet. Es wäre auch alles andere als einfach: Einbezogen werden müssten Aufwendungen, die zurückreichen bis Mitte der neunziger Jahre, als mit dem Aufbau des Europäischen Währungsinstituts, dem Vorläufer der EZB, die Vorbereitungen begannen. Und als man auf den Finanzmärkten und bei den Banken anfing, sich auf den Euro einzurichten.

Einigermaßen abgeschlossen sein werden die Arbeiten wohl im Frühjahr nächstens Jahres, wenn die Einführung des Euro-Bargeldes weitgehend abgeschlossen ist. Auf etwa 0,3 bis 0,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hat EZB-Präsident Wim Duisenberg die Gesamtkosten der Umstellung beziffert. Das wäre ein Betrag zwischen 20 und 50 Milliarden Euro.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt! Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? Eine genauere Aufstellung hat die Deutsche Bank versucht. Danach kostet der Druck der rund 14 Milliarden Banknoten, die zur Erstausstattung in den zwölf Euro-Ländern benötigt werden, rund 2,2 Milliarden Euro - etwa 15 Cent pro Schein. Die Prägung der 50 Milliarden Münzen schlägt mit etwa drei bis vier Milliarden Euro zu Buche. Gleichzeitig müssen die alten Währungen vernichtet werden, was ebenfalls vier bis fünf Milliarden Euro verschlingt. Die Transportkosten für das neue und alte Geld liegen etwa bei acht bis zehn Milliarden Euro. Auch die Informationskampagnen der EZB und der nationalen Notenbanken über den Euro kosten viel Geld. Mindestens 500 Millionen Euro, sagt die Deutsche Bank.

Auf privater Seite haben Banken, Sparkassen und der Einzelhandel die Hauptlast der Umstellung zu tragen. Bei den Banken ist ein wichtiger Teil schon Anfang 1999 bewältigt worden, als der Euro als Buchgeld eingeführt wurde. Wenn Anfang 2002 das Bargeld kommt, geht es vor allem um die Umstellung in den Filialen und in den Einzelhandelsgeschäften. Einer Studie des Bankenverbandes zufolge kostet das pro Filiale rund 71 000 Euro. Bei 49 000 Bank-Stellen in Deutschland bedeutet dies einen Betrag von etwa 3,5 Milliarden Euro. Daneben müssen Banken und Sparkassen unter anderem ihre EDV und etwa 140 000 Geldautomaten umstellen, ihre Mitarbeiter schulen, Überstunden und Transporte bezahlen. Alles in allem wird damit die Euro-Einführung bei den Banken acht bis zehn Milliarden Euro verschlingen.

Auch der Einzelhandel muss für die Einführung des neuen Geldes viele Euros auf den Tisch legen. Vier bis fünf Milliarden Euro dürften es werden. Nicht zu vernachlässigen sind die Belastungen der Automatenbetreiber. In Deutschland gibt es allein 826 000 Zigarettenautomaten. Zwei bis drei Milliarden Euro wird die Umstellung der Geräte kosten.

Der Studie der Deutschen Bank zufolge müssen für die Einführung des Euro insgesamt zwischen 32 bis 42 Milliarden Euro veranschlagt werden. Zwar hat dies auch volkwirtschaftlich positive Effekte, es gibt Einnahmen, Arbeitsplätze entstehen. Zudem verteilen sich die Kosten über mehrere Jahre. Die Verbraucher werden für die Umstellung kaum zahlen müssen. Banken und Sparkassen verlangen von der eigenen Klientel keine Umtauschgebühren. Ohnehin können die Euro-Scheine ab 1. Januar am Geldautomaten gezogen werden. Die restlichen DM-Scheine und Münzen kann man beim Einkauf ausgeben.

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