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Wirtschaft: Euro: Auch bei Profiteuren muss die Story stimmen

Die Rechnung ist einfach: Porsche, BMW oder Schering produzieren überwiegend in Euro-Land, setzen aber einen Großteil ihrer Waren in den USA oder zumindest im dollardominierten Raum ab. Je stärker die Einheitswährung an Wert verliert, desto mehr Euro gibt es für verdiente Dollar.

Die Rechnung ist einfach: Porsche, BMW oder Schering produzieren überwiegend in Euro-Land, setzen aber einen Großteil ihrer Waren in den USA oder zumindest im dollardominierten Raum ab. Je stärker die Einheitswährung an Wert verliert, desto mehr Euro gibt es für verdiente Dollar. Mit jedem Cent, den der Euro verliert, steigt beispielsweise bei der Lufthansa das operative Ergebnis um 16 Millionen Euro, sagt Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley. Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer verdankt der schwachen Währung in diesem Jahr schon mehr als 1 Milliarden Euro mehr Umsatz.

In den Ergebnisprognosen sind diese Mehreinnahmen nicht einkalkuliert. Ein Großteil der exportorientierten Unternehmen dürfte deshalb die Anleger bei der Vorlage künftiger Bilanzen positiv überraschen. "Pharma, Gesundheit und Biotech profitieren von der Euro-Schwäche am stärksten, weil Unternehmen dieser Branchen einen hohen Absatz in den USA erzielen", meint die Europa-Volkswirtin bei Morgan Stanley, Elga Bartsch. Merrill Lynch sieht in vielen Sektoren Gewinner der Euro-Schwäche. "Zu den Profiteuren gehören Siemens, Bayer, Thyssen-Krupp, Dresdner Bank und Allianz", meint Philip Wolstencroft in London.

Viele Analysten verweisen auf den Pharmakonzern Schering. So empfehlen Merrill Lynch, Deutsche Bank und BfG Bank das Berliner Unternehmen mit Kurszielen zwischen 68 und 85 Euro zum Kauf. Jetzt zahle es sich aus, dass der Konzern die Priorität im Ausbau seiner Position am US-Pharmamarkt setze, heißt es. "Schering exportiert 80 Prozent ins Ausland", sagt CommerzbankStratege Karl-Dietrich Gräff. Euro-Profiteure sind für Gräff aber auch Maschinenbau-Unternehmen wie Heidelberger Druck, Dürr und Krones. Auch sie verdienen kräftig am Wechselkurs. Zugleich werden die Produkte wettbewerbsfähiger, weil sie billiger angeboten werden können.

Auf Chemie- und Pharmawerte setzt der Leiter für Aktienanalyse bei der WestLB, Wolfgang Sawazki. Neben Schering und Bayer stehen auch Aventis, Degussa-Hüls und Fresenius auf seiner Liste. "Die Unternehmensberichte werden besser als erwartet ausfallen", sagt Sawazki.

Allerdings wollen die meisten Analysten derartig positive Erwartungen nicht generell mit einer Kaufempfehlung für die Euro-Profiteure verbinden. "Nachhaltige Effekte fehlen, wenn das Wachstum auf einem schwachen Euro beruht", betont Sawazki. Gemeint ist: Solange die besser als erwartet ausgefallene Bilanz auf Wechselkursumrechnungen oder auf höhere Verkaufszahlen - wegen der besseren Wettbewerbssituation - beruht, fehlt die Nachhaltigkeit. Sobald nämlich der Euro wieder steigt, verpufft dieser Sondereffekt. Analysten raten davon ab, Aktien allein nach dem Währungskriterium zu kaufen. Beispiel Bayer: "Das Unternehmen erwirtschaftet 38 Prozent seiner Umsätze in den USA und profitiert deshalb besonders von der Euro-Schwäche. Doch der Konjunkturzyklus mit einem sich bald verlangsamenden Wirtschaftswachstum spricht gegen Chemietitel", urteilt Dirk Guber, HSBC-Trinkaus & Burkhardt-Analyst.

Wichtiger als der Euro-Effekt ist nach Meinung der Experten die "Unternehmensstory". Beispiel Porsche: Seit Wochen heben Analysten ihre Kursziele für den Luxus-Automobilhersteller an - zuletzt die Deutsche Bank von 4000 auf 5000 Euro. Anlass ist weniger die Einheitswährung, sondern viel mehr der 911 Turbo, für den die Nachfrage unentwegt steigt. Die Marge liegt hier bei 50 Prozent. Weil vor allem in den USA die Absatzzahlen überproportional zunehmen, profitiert Porsche vom starken Dollar zusätzlich.

Zu den wenigen Euro-Verlierern zählt Adidas. Der Sportartikelhersteller produziert die meisten Turnschuhe und Shirts in Asien - abgerechnet wird auf Dollarbasis.

som

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