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Wirtschaft: Euro: Die Devisenhändler blicken auf Dänemark

An den Devisenmärkten herrschte am Montag Unsicherheit. Der Euro gab wieder nach, und die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs schließlich bei 0,8770 (Freitag 0,8890) Dollar fest.

An den Devisenmärkten herrschte am Montag Unsicherheit. Der Euro gab wieder nach, und die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs schließlich bei 0,8770 (Freitag 0,8890) Dollar fest. Ein Dollar kostete damit 2,2301 (2,2000) Mark. Am Freitag war der Kurs der europäischen Währung nach massiven Interventionen der EZB und der Notenbanken der USA und Japans zwischenzeitlich bis auf mehr als 0,90 Dollar gestiegen. Beherrschendes Thema an den Märkten war die bevorstehende Abstimmung der Dänen über ihren Beitritt zum Euro und die Möglichkeit erneuter Interventionen der Zentralbanken.

Die Dänen stimmen an diesem Donnerstag über ihren Beitritt zum Euro ab. Jüngsten Umfragen zufolge steigt die Zahl der Eurobefürworter in dem skandinavischen Land wieder. Die Befürworter, die aus Angst vor einer Isolation ein weiteres Stück Europa nach Dänemark holen wollen, vereinen derzeit nach variierenden Umfrageergebnissen zwischen 42 und 45 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Zwischen 43 und 50 Prozent der Dänen wollen jedoch lieber die dänische Krone behalten und ein Zeichen für die Eigenständigkeit des Landes setzen. Der Ausgang der Abstimmung ist also noch völlig offen.

Doch egal ob die Mehrheit am Donnerstag Ja oder Nein sagt, für die Dänen ändert sich zunächst nicht viel. Die Krone war über den Europäischen Wechselkursmechanismus bereits an die D-Mark gebunden und ihr Kurs schwankt auch heute nur um 2,5 Prozent um den Kurs des Euro. Für einen Euro sind derzeit rund 7,46 dänische Kronen zu zahlen. Damit entsprach eine Krone 0,26 Mark. Die dänische Nationalbank hat zudem erklärt, dass sie die Zinsveränderungen in Euroland nachvollziehen wird, und so liegt der dänische Leitzins schon seit langem etwa knapp ein Prozent über dem Leitzinssatz der EZB.

Doch derzeit haben die Dänen noch die theoretische Möglichkeit aus dem Wechselkursmechanismus auszusteigen. Stimmen die Dänen hingegen für den Euro und damit auch in diesem Punkt für den Vertrag von Maastricht, besteht diese Möglichkeit nicht mehr. Im Maastricht-Vertrag ist eine Kündigung nicht vorgesehen. Die Gefahr eines möglichen Ausstiegs aber müssen die Dänen derzeit mit höheren Zinsen bezahlen. Bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt verweist man zudem auf die immer noch existierenden Schwankungsbreiten der Krone gegenüber dem Euro und - nicht zuletzt - die Transaktionskosten, die anfallen, solange es die Krone noch gibt. Nicht stehen lassen will man allerdings die Vermutung, ein Nein der Dänen sei auch ein Misstrauensvotum gegenüber dem Euro. Auch der französische Europa-Minister Pierre Moscovici baute bereits vor. Ein Nein beim Euro-Referendum in Dänemark wäre nach seiner Ansicht nicht unbedingt eine Katastrophe. Allerdings wäre ein Ja gut für den Euro und für Europa, sagte Moscovici, dessen Land derzeit die EU-Präsidentschaft innehat, am Montag in Paris.

Devisenmarktteilnehmer argumentieren in dieser Frage anders. Sie bewerten es negativ für die europäische Gemeinschaftswährung, wenn ein starkes Land wie Dänemark nicht beitritt, statt dessen aber ein wirtschaftlich schwächeres Land wie etwa Griechenland, und gleichzeitg bereits darüber diskutiert wird, ob etwa Slowenien aufgenommen werden sollte.

Ebenfalls auf den Kurs des Euro drückten Äußerungen von US-Finanzminister Lawrence Summers, die USA seien auch weiterhin an einem starken Dollar interessiert. Dies wurde dahin gehend interpretiert, die Notenbank (Fed) könne sich in Zukunft mit Interventionen zu Gunsten des Euro zurückhalten.

dr

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