zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Euro: Die neue Währung kostet richtig Geld

Sie spucken Fahrkarten, Zigaretten und Getränkedosen aus, lassen Musik erklingen und Zocker zu Gewinnern werden. Und in weniger als zwölf Monaten sollen sie alle den Euro schlucken: 2,4 Millionen Automaten müssen in Deutschland auf die neue Währung umgestellt werden.

Sie spucken Fahrkarten, Zigaretten und Getränkedosen aus, lassen Musik erklingen und Zocker zu Gewinnern werden. Und in weniger als zwölf Monaten sollen sie alle den Euro schlucken: 2,4 Millionen Automaten müssen in Deutschland auf die neue Währung umgestellt werden.

Für die Automatenwirtschaft bedeutet der Abschied von der D-Mark am 1. Januar 2002 eine logistische, technische und auch finanzielle Herausforderung. Jeder Automat, der Münzen oder Scheine schluckt, braucht neue Geldschlitze und Geldröhren sowie neue Rückgeldreservoirs. Die alten Prüfgeräte müssen auf den Euro umprogrammiert, teilweise sogar komplett ausgetauscht werden.

Für die Eurotauglichkeit ihrer Geräte müssen die Automatenbetreiber tief in die Tasche greifen - angesichts der schlechten Branchenkonjunktur für viele Unternehmer kein Kinderspiel. "Im Schnitt kostet das Umrüsten pro Automat 500 Mark", sagt Harro Bunke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Automatenunternehmer. Die Kosten betragen insgesamt über 1,1 Milliarden Mark.

Die Automatenwirtschaft muss die Umstellung auf den Euro im nächsten Jahr binnen weniger Tage über die Bühne bringen - ansonsten drohen massive Absatzverluste. "Die modifizierte Stichtagsregelung, die in Deutschland eine Doppelwährung bis zum 28. Februar erlaubt, gibt uns zwar ein wenig Spielraum", so Bunke. "Trotzdem sollte die Umrüstung der Geräte innerhalb der ersten zwei Januarwochen abgeschlossen sein." Denn die Deutsche Bundesbank geht davon aus, dass der Euro bereits 14 Tage nach der Währungsumstellung die D-Mark endgültig aus den Geldbörsen der Bundesbürger verdrängt haben wird.

Auf dem am Donnerstag begonnenen Euro-Kongress im Rahmen der Internationalen Fachmesse Unterhaltungs-und Warenautomaten (IMA) in Nürnberg bereitet sich die Branche zwei Tage lang auf die heiße Phase des Währungswechsels vor. "Die Zeit der strategischen Planung ist vorbei, jetzt geht es an die Umsetzung", erklärt Franz Einhaus, Geschäftsführer der Schwingel-Automaten GmbH in Dorsten. Der Unternehmer wurde von der Europäischen Kommission für sein Konzept zur Euro-Vorbereitung ausgezeichnet.

Bis Ende 2001 hat die Schwingel GmbH noch einiges zu tun, damit die Umstellung der 500 Geldspiel- und Unterhaltungsautomaten nicht zum Russisch Roulette wird. "In den nächsten Wochen beginnen wir, die Münzprüfer auszutauschen, die sich nicht auf den Euro umprogrammieren lassen", berichtet Einhaus. Desweiteren müsse frühzeitig der voraussichtliche Bedarf an Eurobargeld für die Wechsler- und Röhrenbestände der Geräte ermittelt und bei den Kreditinstituten bestellt werden.

Die Ausgabe der ersten Euro-Münzen und -Scheine an Branchen wie Handel und Automatenwirtschaft erfolgt bereits im September. Ab dann rollt bei Schwingel Automaten der Euro und der Ernstfall wird geprobt: Techniker und Kassierer ziehen durch Dorsten und rüsten vor Ort versuchsweise Automaten um. "So können wir Tourenpläne und Personaleinsatz für die alles entscheidenden Tage effizient planen", erklärt Franz Einhaus.

Dagmar Rosenfeld

Zur Startseite