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Wirtschaft: Euro: Die Währung rollt auf der Verliererstraße

Die Furcht vor einem verlangsamten Wirtschaftswachstum in Deutschland treibt den Wert des Euro immer weiter nach unten. Nachdem die Gemeinschaftswährung ihrem Allzeittief vom 4.

Die Furcht vor einem verlangsamten Wirtschaftswachstum in Deutschland treibt den Wert des Euro immer weiter nach unten. Nachdem die Gemeinschaftswährung ihrem Allzeittief vom 4. Mai (0,8846 Dollar) bereits am Dienstag mit 0,8973 Dollar sehr nahe kam, legte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzwert am Mittwoch mit 0,8918 Dollar noch einmal unter dem Vortagesniveau fest.

Nachdem die Konjunkturexperten des Münchner Ifo-Instituts für den Monat Juli zum zweiten mal in Folge eine negative Tendenz des monatlichen Frühindikators festgestellt hatten, begann die Talfahrt der europäischen Gemeinschaftsährung, die sich am Mittwoch forgesetzt hat. Analysten sahen den Euro in der Zange zwischen den pessimistischen Konjunkturerwartungen für Deutschland, die der Ifo-Bericht ausgelöst hatte, und einer starken US-Konjunktur. "Der Euro ist im Moment auf der Verliererstraße", kommentierte der Währungsanalyst von ING Barings, Mark Cliffe. Nur "sehr schlechte News" aus den USA könnten der europäischen Devise derzeit aufhelfen; Derartiges sei aber nicht in Sicht. Zudem mache sich am Devisenmarkt die Befürchtung breit, die sich abzeichnende EZB-Zinserhöhung in der nächsten Woche könnte das Wachstum in der Euro-Zone weiter bremsen. Am Londoner Devisenmarkt wurde der Euro zwischenzeitlich mit nur noch 0,8911 Dollar gehandelt.

Während der Konjunkturexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), Udo Ludwig, vor übertriebenen Reaktionen auf den Ifo-Bericht warnte, nährten die Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) die Befürchtungen, dass sich die Wachstumsaussichten der stärksten europäischen Wirtschaftskraft im Herbst verschlechtern könnten.

IWH-Experte Ludwig führte die pessimistischen Ergebnisse der beiden vergangenen Ifo-Berichte auf saisonale Sommereinflüsse zurück. Seiner Ansicht nach werde sich die Wachstumskurve der deutschen Wirtschaft "später als erwartet" abflachen. "Ich bin nicht bereit, meine Konjunkturprognose, die klar in Richtung drei Prozent geht, nach unten zu korrigieren".

Vorläufige Berechnungen des DIW dämpfen allerdings diese Erwartungen. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP), berechneten die Berliner, soll sich saison- und arbeitstäglich bereinigt im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten nur um 0,6 Prozent erhöht haben. Für das erste Vierteljahr gegenüber dem vierten Quartal 1999 hatten die Berliner Wirtschaftsforscher einen Anstieg von 0,9 Prozent errechnet. Das Wachstumstempo in Deutschland habe sich, verglichen mit der "überaus dynamischen" Entwicklung in den beiden Vorquartalen, leicht abgeschwächt, schreibt das DIW in seinem gestern veröffentlichen Wochenbericht. Verantwortlich sei vorrangig die Konjunkturschwäche im Baubereich. Ausdrücklich betont wird in dem Bericht der Berliner Wissenschaftler, dass die konjunkturelle Grundtendenz gleichwohl "deutlich aufwärts" gerichtet bleibe.

Auch die Bundesregierung rechnet mit einer Fortsetzung des Mitte 1999 begonnenen Aufschwungs. Darauf deuteten alle Anzeichen hin, heißt es in dem vom Bundesfinanzministerium am Mittwoch herausgegebenen Konjunkturbericht August. Bereits im ersten Halbjahr habe sich das Wachstum weiter beschleunigt. So übertraf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten sechs Monaten seinen Vorjahresstand um real drei bis 3,5 Prozent. In ihrer Frühjahrsprojektion war die Bundesregierung von lediglich 2,75 Prozent für das gesamte Jahr 2000 ausgegangen.

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) nahm die jüngsten Berechnungen seines Hauses zum Anlass, eine Erholung des Euro-Kurses gegenüber dem Dollar zu prognostizieren. Vergleiche man die fundamentalen Wirtschaftsdaten in der Eurozone und in den USA, zeige sich eine Verschiebung zugunsten der Eurozone, sagte er. Dies werde einen Effekt auf den Euro-Kurs haben.

ari, asi

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