zum Hauptinhalt
Marcus Schenck, Finanzvorstand der Deutschen Bank.

© dpa

Euro Finance Week: "Größe spielt durchaus eine Rolle"

Deutsche-Bank -Finanzvorstand Marcus Schenck sieht Deutschlands größtes Geldhaus noch nicht reif für eine Fusion. "Wir müssen noch eine ganze Reihe von Hausaufgaben machen."

Auf dem Podium fehlt nur John Cryan. Außer dem Vorstandschef der Deutsche Bank - er lässt sich von seinem Finanzchef Marcus Schenck vertreten - sind am Montag bei der Diskussion über die Zukunft der Banken und Börsen bei Euro Finance Week in Frankfurt alle Chefs der wichtigsten deutschen Institute vertreten. Schnell wird klar: Auch wenn es hier zulange immer noch zu viele Banken gibt und Regulierung, Niedrigzinsen und die Erfordernisse der Digitalisierung auf die Erträge drücken sind Fusionen für die Commerzbank, Deutsche Bank, die DZ Bank, die Landesbank Hessen-Thüringen, die ING-Diba und den deutschen Ableger der britischen HSBC derzeit kein Thema. Dazu sind bei den meisten die eigenen Probleme noch viel zu groß - bei der Deutschen Bank mit dem weiter riesigen Berg von Rechtsstreitigkeiten ohnehin.

„Größe spielt durchaus eine Rolle. Und sie hat an einigen Stellen Vorteile, etwa bei der Digitalisierung“, sagt Deutschbanker Schenck. Aber Zusammenschlüsse seien dann besser, wenn man im eigenen Haus aufgeräumt habe. „Und wir sind gerade dabei unsere Hausaufgaben zu machen“. Details wie weit man da konkret ist, vor allem im Blick auf die Rechtsstreitigkeiten in den USA, verrät er aber nicht. Commerzbank-Chef Martin Zielke meint zu Marcus (man duzt sich unter den Konkurrenten), dass die Commerzbank natürlich weiter wachsen wolle. „Das hat in den letzten Jahren organisch ganz gut funktioniert. Wir haben eine Million neue Privatkunden gewonnen“, schließt er freilich aktuelle Fusionsideen deutlich aus. Im Sommer war darüber spekuliert worden, dass beide Häuser zusammengehen könnten, nachdem  John (Cryan) und Martin (Zielke) sich einmal persönlich getroffen hatten.

Europäischer Bankenmarkt "extrem zersplittert"

Droht angesichts der drastisch gesunkenen Börsenwerte der beiden Häuser statt der Fusion möglicherweise eine Übernahme? Schenck räumt ein, dass es in den USA und in Asien extrem große Finanzinstitute gebe, glaubt aber nicht, dass sie sich in den weiter „extrem zersplitterten“ Bankenmarkt in Europa wagen. Ebenso wenig wie branchenfremde ausländische Konzerne. Immer wieder taucht in diesem Zusammenhang der Name Google auf.

Wolfgang Kirsch, Chef der DZ Bank, weiß aus eigener Erfahrung, dass Großfusionen kein Kinderspiel sind. Jahrelang ging es hin und her, ob sich die beiden letzten verbliebenen deutschen Zentralinstitute des Genossenschaftssektors - die DZ Bank und die WGZ Bank in Düsseldorf - nun zusammenschließen oder nicht. Im Sommer hat es dann geklappt. „Man muss eine Fusion wollen, man muss sie sich leisten können, sie brauchen das richtige Team und nicht zuletzt die Aufseher“, sagt Kirsch. Die Regulierung verhindere mitunter solche Schritte. „Aber größere Einheiten sind nicht per se leistungsfähiger“. Bei der neuen DZ Bank scheint es zu klappen: Beim Gewinn hängt sie derzeit die Deutsche Bank und die Commerzbank um Längen ab.

Sind sechs Landesbanken nicht zu viel? Herbert Hans Grüntker, Chef der Landesbank Hessen-Thüringen, beantwortet die Frage nicht direkt, verweist aber auf zahlreiche Fusionen im Landesbanken-Sektor und die vergleichsweise geräuschlose Abwicklung der WestLB. Im übrigen sei das letztlich die Entscheidung der Politik und damit der jeweiligen Landesregierungen.

Auf die Politik muss auch Carsten Kengeter, der Chef der Deutschen Börse hoffen. Der geplanten Fusion mit der Londoner Börse müssen - zumal nach der Brexit-Entscheidung - die EU-Kommission und als Börsenaufsicht die Landesregierung in Wiesbaden zustimmen. Hauptknackpunkt: Der geplante Sitz der fusionierten Börse in London und damit vermutlich außerhalb der EU. Dass der Zusammenschluss wirtschaftlich durchaus Sinn macht bei derzeit 120 Handelsplätzen in Europa, betont Kengeter nachdrücklich. In dieser Hinsicht sind die Banker auf der Euro Finance Week bei ihm. Aber viele von ihnen sähen es auch lieber, wenn die fusionierte Börse ihren Sitz am Main hätte.

Zur Startseite