zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Euro-Gipfel läßt Finanzmärkte kalt

Gelassenheit nach dem "faulen Kompromiß" / Devisenkurse stabil / Börse legt zu FRANKFURT AM MAIN (ro).Devisenhändler, Börsianer und Analysten haben am Montag relativ gelassen auf die Beschlüsse zur Währungsunion reagiert.

Gelassenheit nach dem "faulen Kompromiß" / Devisenkurse stabil / Börse legt zu FRANKFURT AM MAIN (ro).Devisenhändler, Börsianer und Analysten haben am Montag relativ gelassen auf die Beschlüsse zur Währungsunion reagiert.Am Devisenmarkt gab es keine nennenswerten Kursveränderungen, bei den Zinsen kaum Bewegung.Der Dax legte aber um rund vier Prozent zu.Beim Dollar gab es keine großen Ausschläge.Von spekulativen Attacken auf die D-Mark, die einige Beobachter nach dem "faulen" Kompromiß um Wim Duisenberg vorausgesagt hatten, war nichts zu sehen.Nicht nur in Deutschland, auch an den übrigen europäischen Aktienbörsen legten die Kurse am Tag nach dem EU-Sondergipfel wenn auch nicht so deutlich wie hierzulande, doch immerhin um rund zwei Prozent zu.Allgemein wurde dieser Aufwärtstrend als Vertrauensbeweis für den Euro gewertet.Auch die Notierungen des US-Dollars, der teils leichter, teils etwas fester schloß wurden als Ausdruck des Vertrauens gewertet.Die deutlichen Kursgewinne in Deutschland waren nach Überzeugung der Frankfurter Börsianer allerdings vornehmlich eine positive Reaktion auf die stabile Entwicklung an der Wall Street Ende vergangener Woche und die guten Konjunktur- und Inflationsdaten aus Amerika.Ungeachtet dessen gehen die Einschätzungen der weiteren Entwicklung an den Finanzmärkten unter den Beobachtern in Frankfurt auseinander.Die endgültige Einigung auf einen Euro-Start mit elf Ländern wird zwar einhellig begrüßt.Nach Ansicht von Hermann Remsperger, Chefvolkswirt der BHF Bank, wirft das Gerangel um EZB-Präsident Duisenberg aber "einen Schatten auf den Euro".Die Halbierung seiner Amtszeit sei nicht besonders erfreulich.Wieder einmal habe das Primat der Politik über den Sachverstand gesiegt.Das löse die Furcht aus, daß sich die Politik auch bei der EZB einmische.Auch wenn sich dies noch nicht zeige, sei die Aufregung unter den Marktteilnehmern groß.Auch Michael Heise, Chefvolkswirt der DG Bank, sieht im Kompromiß um Duisenberg einen "irritierenden Störfaktor".Dies könne die Erwartungen auf höhere Zinsen anheizen.Damit werde auch die Luft an der Aktienbörse immer dünner.Ulrich Beckmann, Konjunkturexperte bei der Deutsche Bank Research, sieht dagegen die Dinge sehr gelassen.Wegen des Kompromisses um Duisenberg habe der Euro zwar keinen glänzenden Start gehabt.Aber der Streit werde schnell vergessen sein.Duisenberg stehe für eine solide, stabilitätsorientierte Politik, der Franzose Jean-Claude Trichet, Duisenbergs wahrscheinlicher Nachfolger als EZB-Präsident, sei ebenso ein Garant für Stabilität."Im wesentlichen ist alles so gekommen wie erwartet", betont Beckmann.Mit einer Zinserhöhung sei nicht zu rechnen, zumal es auch aus den USA überhaupt keinen Druck gebe."Daß die Börse hochgeht, zeigt, daß keine Zinsängste da sind."Am Aktienmarkt sei der Euro ohnehin schon längst in den Kursen verarbeitet.Die im zweiten Halbjahr anstehende leichte Erhöhung der deutschen Geldmarktzinsen von 3,30 auf 3,50 Prozent wertet Beckmann lediglich als Anpassung an das höhere Zinsniveau in der EU und damit als weiteren Konvergenzschritt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false