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© dapd

Euro-Krise: Deutsche Banken warnen vor "Breitband-Antibiotikum"

Die Europäische Zentralbank pumpt mehr als eine halbe Billion Euro in den Finanzmarkt. Zuletzt griffen vor allem südeuropäische Banken nach der EZB-Geldspritze.

Die Banken haben beim zweiten Drei-Jahres-Tender der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut ordentlich zugegriffen: Sie riefen insgesamt 529 Milliarden Euro ab - etwas mehr als bei der ersten Spritze im Dezember, wie die EZB am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. 800 Banken fragten das Geld nach.
Beim ersten Geschäft mit dieser langen Laufzeit kurz vor Weihnachten hatten sich die Geschäftsbanken 489,2 Milliarden Euro zu günstigen Konditionen besorgt. Die EZB will mit der Geldflut und Zinsen auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent ein Austrocknen der Geldmärkte verhindern.
Das Vertrauen der Institute untereinander ist weiterhin massiv gestört. Es hält sich die Befürchtung, dass Banken die Liquidität ausgeht und sie den Kredithahn zudrehen könnten. Vor allem Banken aus den Euro-Krisenstaaten wie Griechenland, Italien und Spanien hatten zuletzt Probleme, sich anderswo als bei der Zentralbank frisches Geld zu besorgen.

Bei der ersten Runde im Dezember griffen vor allem südeuropäische Banken zu. Die deutschen Institute hielten sich damals weitgehend zurück - aus Angst, dass ihr Ruf Schaden nehmen könnte und sie als wackelig dastehen könnten.

Die privaten Geschäftsbanken nannten die zweite große Geldspritze eine wichtige Stütze für den Finanzsektor. Die langfristige Liquiditätsversorgung dürfe jedoch nicht als "Breitband-Antibiotikum" missverstanden werden, warnte der Bankenverband (BdB) am Mittwoch.

"Die EZB stellt besondere Hilfsmaßnahmen bereit, mit denen vor allem Zeit gewonnen wird", sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. "Die Maßnahmen können aber weder einen funktionsfähigen Interbankenmarkt ersetzen noch die Staatsschuldenkrise lösen."

Deshalb müsse die "gekaufte Zeit" auch entschlossen genutzt werden, betonte Kemmer. Die enormen Liquiditätshilfen dürften nicht dazu führen, dass bei einzelnen Banken im Euro-Raum die nötige Änderung des Geschäftsmodells weiter verzögert werde.

Außerdem müssten die Regierungen der Euro-Staaten ihre Reformen zur Haushaltskonsolidierung jetzt konsequent umsetzen. Die EZB müsse die reichliche Liquiditätsversorgung sofort drosseln, sobald die Kreditvergabe der Banken im Euro-Raum wieder stärker zunehme. "Nur so können die Inflationsrisiken tatsächlich unter Kontrolle bleiben", mahnte Kemmer. (dpa/rtr)

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