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Maria Damanaki

© dpa

Euro-Krise: Griechische EU-Kommissarin fürchtet Rückkehr zur Drachme

Entweder Griechenland bringt "große Opfer" oder es freundet sich mit dem Abschied aus der Euro-Zone an: Mit drastischen Worten macht EU-Kommissarin Maria Damanaki ihren protestierenden Landsleuten den Ernst der Lage klar.

Die griechische EU-Kommissarin Maria Damanaki hält einen Ausstieg ihres Landes aus der Euro-Zone für möglich. „Das Szenario einer Distanzierung Griechenlands vom Euro liegt auf dem Tisch“, warnte Damanaki in einer Erklärung, die am Mittwoch auf ihrer griechischen Internetseite veröffentlicht wurde.

„Entweder einigen wir uns mit unseren Gläubigern auf ein Programm mit großen Opfern, das Ergebnisse bringt, und wir übernehmen die Verantwortung für unsere Vergangenheit, oder wir kehren zur Drachme zurück.“ Sie müsse das „offen aussprechen“, fügte die Griechin hinzu, die sich in Brüssel um Fischerei-Politik kümmert.

Ein Austritt des hochverschuldeten Griechenlands aus der Euro-Zone ist ein Schritt, der von der Regierung in Athen aufs Schärfste abgelehnt wird. Eine neue griechische Drachme wäre deutlich schwächer als der Euro. Damit würden sich zwar einerseits griechische Produkte auf dem Weltmarkt billiger und einfacher verkaufen, was der kranken Wirtschaft des Landes zugute käme.

Andererseits könnten sich die Schulden des Landes so auf einen Schlag verdoppeln. Die griechische Regierung will lieber Staatsbesitz verkaufen, um den Schuldenberg abzutragen, ist dabei bislang aber nicht voran gekommen.

"Wir sind wach geworden"

Mehrere tausend Menschen hatten am Mittwoch nach dem Vorbild der spanischen Protestbewegung wichtige Plätze in griechischen Städten besetzt. Sie protestierten gegen die harten Sparmaßnahmen, die die Regierung zur Rettung Griechenlands vor dem Bankrott verordnet.

Die Aktionen wurden im Internet vereinbart. Dem Aufruf schlossen sich aber auch zahlreiche griechische Medien an. Das Motto lautete: „Ohne Parteien und Ideologien verkünden wir friedlich unsere Empörung.“ Als Replik auf den spanischen Slogan „Pssst, die Griechen schlafen“ prangte auf einem Transparent in Athen: „Wir sind wach geworden“.

"Die größte Errungenschaft im Nachkriegs-Griechenland - der Euro und der europäische Kurs - sind in Gefahr“, warnte Damanaki angesichts der verfahrenen Lage. Das Land hatte im vergangenen Jahr bereits internationale Notkredite über 110 Milliarden Euro zugesprochen bekommen, inzwischen wird aber bereits über ein weiteres Hilfspaket spekuliert. Möglich ist auch eine sogenannte weiche Umschuldung, bei der die Gläubiger den Griechen längere Rückzahlfristen sowie niedrigere Zinssätze einräumen.

Allein in Athen strömten nach Schätzungen von Medien mehr als 20.000 Menschen zum zentralen Syntagma-Platz vor dem Parlament. Sie blieben bis spät in die Nacht hinein. Einige wollten sogar auf dem Platz übernachten.

Richtung Volksvertretung skandierten sie Parolen wie „Diebe, Diebe“. Auch in den Hafenstädten Thessaloniki und Patras sowie auf Kreta und der Halbinsel Peloponnes gingen tausende Menschen auf die Straße, berichtete das Staatsradio weiter. Die Proteste verliefen friedlich. (AFP/dpa)

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