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Die EZB in Frankfurt am Main bestimmt unter anderem über die Geldmenge im Euro-Raum.

© dpa

Euro-Raum: EZB hält Leitzins bei 1,5 Prozent

Europaweit deutet vieles auf ein Ende der wirtschaftlichen Erholung hin. Gleichzeitig ist die Inflation im Euro-Raum zu hoch. Europas Währungshüter stecken in der Zwickmühle - und halten die Füße still.

Zwischen Rezessionsängsten und hoher Inflation halten Europas Währungshüter ihr Pulver vorerst trocken: Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag in Frankfurt, die Zinsen im Euro-Raum bei 1,5 Prozent zu lassen.

Volkswirte erwarten angesichts der schwächelnden Konjunktur und der Staatsschuldenkrise eine längere Zinspause. „Das Projekt Zinsnormalisierung liegt auf Eis - vermutlich für lange Zeit“, sagte Helaba-Ökonom Ulf Krauss. Zuletzt hatten die Währungshüter den wichtigsten Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld im April und im Juli um jeweils 0,25 Punkte angehoben.

Zwar ließ der Preisdruck zuletzt infolge sinkender Ölpreise nach. Dennoch liegt die Inflation im Euroraum mit 2,5 Prozent immer noch weit über dem Zielwert der Notenbank, die eine Jahresteuerung nahe, aber unter zwei Prozent anstrebt. Das würde dafür sprechen, nochmals an der Zinsschraube drehen. Denn höhere Zinsen helfen im Kampf gegen die Inflation: Kredite werden tendenziell teurer, das mindert die Neigung von Unternehmen und Verbrauchern, auf Pump zu investieren und zu konsumieren.

Doch genau das wäre Gift für die lahmende Wirtschaft sein, nicht nur in Krisenländern wie Griechenland oder Portugal. Schon fordern erste Ökonomen angesichts der steigenden Rezessionsängste eine Zinswende. So empfahl etwa Julian Callow von Barclays Capital in London der EZB, den Leitzins wieder auf das Rekordtief von 1,0 Prozent zu senken. Damit könne das Risiko eines Rückfalls in die Rezession gesenkt werden.

Nach zuletzt zwei Zinserhöhungen glauben viele Volkswirte derzeit allerdings nicht, dass die EZB die Zinsschraube wieder lockert. Für Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer steht es zwar außer Frage, dass die EZB die Zinsen senken würde, falls die Staatsschuldenkrise eskalierte und es eine ähnliche Situation wie nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008 gäbe.

„Aber wird eine solche systemgefährdende Eskalation wie von uns erwartet vermieden, dürfte bei der EZB eher die Sorge über die Risiken einer zu expansiven Geldpolitik überwiegen.“ Denn die Notenbank habe wiederholt betont, dass zu niedrige Zinsen zu einer übertriebenen Risikobereitschaft führen und damit das Entstehen so genannter Blasen fördern kann.

Zudem sei sie überzeugt, dass zu niedrige Refinanzierungskosten Hausbauer und Finanzminister davon abhalten, Schulden abzubauen. „Die Aussichten für die Wirtschaft und die Inflation müssten sich also markant verschlechtern, bevor die EZB bereit wäre, den Leitzins wieder auf sein Allzeittief von 1,0 Prozent zu senken.“ (dpa)

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