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Wirtschaft: Euro-Skeptiker sollten auf Aktien setzen

Kapitalmarktexperten erwarten, daß die Europäische Währungsunion dem Aktienmarkt einen zusätzlichen Schub nach oben geben wird.Henrik Mortsiefer fragte Thomas Kurze, Vorstandsmitglied der Landesbank Berlin, wie sich Anleger auf den Euro vorbereiten können, welche Aktien und Branchen zu den Euro-Favoriten zählen und wie sich Euro-Skeptiker verhalten sollten.

Kapitalmarktexperten erwarten, daß die Europäische Währungsunion dem Aktienmarkt einen zusätzlichen Schub nach oben geben wird.Henrik Mortsiefer fragte Thomas Kurze, Vorstandsmitglied der Landesbank Berlin, wie sich Anleger auf den Euro vorbereiten können, welche Aktien und Branchen zu den Euro-Favoriten zählen und wie sich Euro-Skeptiker verhalten sollten.TAGESSPIEGEL: Herr Kurze, die europäische Währungsunion rückt näher.Birgt die Einführung des Euro aus Anlegersicht eher Risiken oder eher Chancen?KURZE: Trotz vieler Zweifel und Widerstände setzt sich zunehmend die Überzeugung durch, daß die neue Währung einen stabilen und starken Faktor in der Weltwirtschaft darstellen wird.Allgemein werden von dem einheitlichen Wirtschaftsraum positive Impulse für die unternehmerische oder generell für die ökonomische Entwicklung erwartet.Der europäische Kapitalmarkt mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 10,7 Billionen DM sollte eine vergleichbare Magnetwirkung für außereuropäische Kapitalanleger wie die USA mit einem BIP von 11,8 Billionen DM bewirken.Insoweit sollten die Chancen die Risiken übersteigen.TAGESSPIEGEL: Was empfehlen Sie Anlegern, die ihr Vermögen "euro-tauglich" umstrukturieren wollen?KURZE: Generell steht eine ausgewogene Vermögensdiversifizierung vor allem anderen.Bei der Aktienauswahl ist zu berücksichtigen, daß durch die EWWU die Länderauswahl hinter einer Branchenauswahl zurücktritt.International operierende Unternehmen wie zum Beispiel Siemens und Nestlé sind aufgrund ihrer Marktstellung zu bevorzugen.Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kann der noch bestehende Zinsvorteil von schwedischen und britischen Anleihen unter Berücksichtigung des Währungsrisikos für Kursgewinne genutzt werden, da durch den Beitritt zur Währungsunion die Zinskonvergenzen sich weiter annähern sollten.TAGESSPIEGEL: Was empfehlen Sie Euro-Skeptikern, die um den Bestand ihres Vermögens fürchten?KURZE: Eine generelle Flucht mit dem Vermögen in die sogenannten "sicheren Häfen" wie die Schweiz und die USA halte ich für wenig sinnvoll.Währungs-Skeptikern ist eine Übergewichtung von Sachwerten und hier ganz nachdrücklich die Aktie aufgrund der Wachstumserwartungen zu empfehlen.TAGESSPIEGEL: Welchen Branchen trauen Sie die beste Performance im erweiterten Euro-Land zu?KURZE: Outperformen sollten bei einem weiterhin stabilen und steigenden Dollar die zyklischen Unternehmen.Zu nennen wären hier Aktien aus den Bereichen Chemie/Pharma, Automobile und Maschinenbau.Nicht zu vernachlässigen sind auch die Fusions- und Restrukturierungsphantasien im Finanzbereich.TAGESSPIEGEL: Wo ist Ihrer Ansicht nach eher Vorsicht angebracht?KURZE: Aufgrund der Performance der Aktienmärkte im laufenden Jahr - der Dow Jones hat 10,97 Prozent zugelegt, der Dax 16,2 Prozent - ist generell zur Vorsicht zu raten.Binnenorientierte Unternehmen, wie zum Beispiel der Einzelhandel, sollten wegen der zu erwartenden Umstellungskosten auf den Euro gemieden werden.TAGESSPIEGEL: Haben Sie ausgesprochene Kaufkandidaten auf der Liste?KURZE: Meine Favoriten unter längerfristiger Betrachtung sind zur Zeit unter anderem: Roche, Novartis, Nestlé, Bayer, Siemens, Thyssen, Ericsson und Renault.Grundsätzlich ist auch die Anlage in diversifizierten europäischen Aktienfonds zu empfehlen.

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