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Wirtschaft: Euro: Vielen Bürgern ist die neue Währung noch fremd

Viele Bürger haben sich mit dem Euro offenbar noch nicht angefreundet. Ein Jahr bevor die Menschen ab Januar 2002 die Euro-Münzen und -Scheine in den Händen halten und sich zwei Monate später vom gewohnten nationalen Geld trennen müssen, bleibt noch viel zu tun.

Viele Bürger haben sich mit dem Euro offenbar noch nicht angefreundet. Ein Jahr bevor die Menschen ab Januar 2002 die Euro-Münzen und -Scheine in den Händen halten und sich zwei Monate später vom gewohnten nationalen Geld trennen müssen, bleibt noch viel zu tun. Dies bestätigte auch die Europäische Kommission jüngst in ihrem vorerst letzten Bericht über die Vorbereitungen zur Einführung des Euro-Bargeldes.

Vielleicht ist es die wegen des lange Zeit schwachen Euro-Kurses nicht gerade größer gewordene Akzeptanz der neuen Währung. Jedenfalls kennen noch immer nur 35 Prozent der EU-Bürger das genaue Datum für die Einführung der Euronoten und -münzen. Nur wenig über 20 Prozent wissen, wie lange nationales und Euro-Bargeld noch neben einander umlaufen, nämlich nach dem 1. Januar 2002 höchstens zwei Monate.

Die Nutzung des Euro als Buchgeld hat kurz vor Jahresende nicht zugenommen. Nur weniger als ein Prozent der Unternehmen haben ihre Buchführung bislang umgestellt. Der Anteil des Europageldes am Zahlungsverkehr erreicht dem Volumen nach durchschnittlich nur 1,8 Prozent bei Privatpersonen und 3,2 Prozent bei Unternehmen. Die Zahl der bei den Banken in Euro geführten Konten nahm sogar ab. Zahlreiche Unternehmen verwechseln, so die Untersuchungen der Kommission, das Ende der Übergangszeit von der Euro-Einführung Anfang 1999 bis Ende 2001 mit dem Ende des Parallelumlaufs von nationaler Währung und Euro-Bargeld (28.2.02). Die Verwirrung erklärt sich wahrscheinlich daraus, dass der Parallelumlauf ursprünglich für ein halbes Jahr bis Mitte 2002 geplant war.

Werde nichts unternommen, so könnten im Jahr 2002 sowohl auf wirtschaftlicher wie auch auf politischer Ebene Schwierigkeiten auftreten, mahnten die für Währung, Finanzmärkte, Industrie und Verbraucher zuständigen Kommissare. Nicht zuletzt wurde auf zusätzliche Kosten für jene Unternehmen verwiesen, die am 1. Januar 2002 nicht umstellungsbereit sind. Schon im Juli hatte sich Brüssel durch Verzögerungen beunruhigt gezeigt, die vor allem bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) deutlich waren. Dies war der Anlass für eine Informationskampagne. Mitte Oktober legten die Brüsseler Kommissare nochmals mit einem Maßnahmenpaket nach.

In den Empfehlungen an Mitgliedstaaten, Verbände, Banken und Unternehmen zielen viele Maßnahmen auf die verstärkte Nutzung der Europawährung schon 2001. So sollen Bankkonten von Privatkunden bereits im dritten Quartal auf den Euro umgestellt werden mit gleichzeitiger Angabe in Landeswährung. Die Kunden sollen frühzeitig möglichst viel nicht benötigtes Bargeld auf die Konten einzahlen, um später den Umtausch gering zu halten. An öffentliche und private Arbeitgeber appelliert Brüssel, die Gehälter in Euro oder mit doppelter Betragsangabe abzurechnen. Die Sozialpartner sollen Tarifverhandlungen in Euro führen. Den öffentlichen Verwaltungen wird empfohlen, bei Auftragsvergabe und Ausschreibungen den Euro zu verwenden. Versandhandel und Fernabsatzunternehmen, große Supermärkte und Kaufhäuser fordert die EU-Behörde auf, bei den bargeldlosen Zahlungen bei der doppelten Preisangabe den Euro in den Vordergrund zu stellen. Am deutlichsten werden die Brüsseler Sorgen wohl mit dem Satz dokumentiert: "Zu vermeiden ist, dass der Verbraucher am 1. Januar 2002 mit dem Gefühl aufwacht, im Ausland zu sein."

wff

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