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Euro: Währung in der Bewährung

Griechenlands Finanzprobleme drücken den Euro-Kurs – das sehen deutsche Exportfirmen mit gemischten Gefühlen.

Frankfurt am Main - Die durch die Wirtschaftskrise schwer gebeutelten deutschen Maschinenbauer dürfen sich freuen. „Ein Euro, für den weniger als 1,40 Dollar bezahlt werden muss, bringt uns natürlich Entlastung“, sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA. Schließlich verkaufen die Firmen gut ein Sechstel ihrer Exportwaren in die USA und in China, ihrem mittlerweile größten Auslandsmarkt. Und dort wird in Dollar abgerechnet. Wird der Euro schwächer, verbilligt das deutsche Maschinen.

Trotzdem: Über die Schuldenkrise in Griechenland und die Probleme, die Athen der Gemeinschaftswährung Euro bislang beschert hat, ist Maschinenbauer Wiechers alles andere als glücklich. Denn dies bedroht die Stabilität und möglicherweise den Fortbestand des gesamten Euro-Verbundes. Der Euro-Raum aber ist für die Maschinenbauer der größte Markt. Und mit dem Wegfall der Wechselkursprobleme vor zwölf Jahren ist das Geschäft erheblich leichter geworden. „Der Euro-Kurs darf nicht um den Preis des Auseinanderbrechens der Eurozone nach unten gehen“, findet Wiechers.

So weit ist es noch lange nicht, aber die Sorgen bei Politikern, Notenbankern, Volkswirten und Unternehmern werden größer. „Die Peripherie bereitet uns Kopfzerbrechen“, sagt Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Christoph Weil von der Commerzbank sieht aufgeschreckte Finanzmärkte und, neben Griechenland, vor allem Spanien wegen der hohen Verschuldung von Unternehmen und privaten Haushalten in einer schwierigen Lage. Auch Portugal rückt in den Fokus der Finanzmärkte, und sogar Italien. Die Renditen der Staatsanleihen dieser Länder steigen weiter – das bedeutet, dass die Investoren den Staaten misstrauen und ihnen nur gegen einen beträchtlichen Zinsaufschlag Geld leihen. Der stets skeptische US-Ökonom Nouriel Roubini warnt bereits vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone.

Der Druck auf die Regierung in Athen nimmt weiter zu – die Europäische Zentralbank (EZB), die Bundesbank, die europäischen Regierungen, alle rufen die Griechen zu striktem Maßhalten auf. Bis 2012 sollen und wollen die Griechen ihr Haushaltsdefizit von zuletzt 12,7 Prozent auf 2,8 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) herunterfahren. Erlaubt sind in der Euro-Zone 3,0 Prozent. Doch die Zweifel, ob die Griechen tatsächlich Wort halten, sind erheblich. „Obwohl wir es in der Eurozone mit einer Schicksalsgemeinschaft zu tun haben, mehren sich die Zweifel, ob die griechische Bevölkerung den Weg starker Einschnitte mitgeht“, sagt Metzler-Volkswirt Keller.

Aber was sind die Alternativen? Ein Austritt aus der Währungsunion ist in den Euro-Verträgen von Maastricht ebenso wenig vorgesehen wie gegenseitige Hilfe der Mitgliedstaaten. Otmar Issing, früher Chefvolkswirt der EZB, sieht die Währungsunion am Scheideweg und warnt vehement davor, dass die anderen Euro-Länder Athen mit Geld zu Hilfe eilen. „Ist die No-Bail-Out-Klausel erst einmal verletzt, brechen alle Dämme. Die griechische Krankheit breitete sich aus.“ Dann würden auch andere Länder aufschreien. Und der Euro würde weiter geschwächt, was die gesamte Eurozone träfe. Was, so Issing, solle etwa die Regierung in Dublin sagen, die ihren Landsleuten bereits ein hartes Sparprogramm auferlegt hat. Auch die Bundesregierung weist alle Gerüchte von sich, dass ihre Beamten bereits Szenarien für Hilfsaktionen durchspielten. Man verlasse sich auf die Sparversprechen Griechenlands, heißt es im Haus von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Als einzige Option bleibe ein Hilfsprogramm durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), der so etlichen Schwellenländern in der Vergangenheit aus der Patsche geholfen hat. Aber auch das würde ein schiefes Licht auf die Euro-Zone werfen – denn bislang waren die Europäer stolz darauf, sich selbst helfen zu können, ohne Dritte um Rat und Geld fragen zu müssen.

Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist zudem keine Option, nicht nur für Issing. Inflation und Zinsen würden in Griechenland in die Höhe schießen, das Land könnte mit der Wiedereinführung der Drachme seine Schuldenlast noch weniger bewältigen, und für die Menschen wäre es ein ökonomischer Schock. Obwohl Griechenland mit einem Anteil von nicht einmal drei Prozent an der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone ein Zwerg ist, würde die Gemeinschaftswährung sehr wahrscheinlich weiter auf Talfahrt gehen. Und Spekulanten würden sich auf das nächste Opfer stürzen: vielleicht Spanien, vielleicht Portugal.

All dies stimmt Wiechers, den Maschinenbau-Chefökonomen, skeptisch. Eine stabile Währungsunion mit niedriger Inflation und niedrigen Zinsen ist dem Maschinenbau und anderen Exportbranchen wichtiger als ein günstiger Euro-Kurs, der nur die Schwäche des Euro-Verbundes widerspiegelt. Währungsexperten freilich sind uneins, ob der Euro-Kurs in der nächsten Zeit noch weiter fällt und damit der Exportindustrie hilft. Die Prognosen der Banken für Ende März liegen im Schnitt bei 1,48 Dollar, für Ende Juni bei 1,47 Dollar – wobei die Spanne groß ist. Die Helaba rechnet mit einem weiteren Abrutschen auf 1,30 Dollar, die Experten von Unicredit mit einem Anstieg auf 1,57 Dollar. Was den Maschinenbauern Sorgen, deutschen US-Urlaubern dagegen Freude bereiten würde.

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