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Wirtschaft: Euro: Zentralbank interveniert erneut

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum vierten Mal binnen einer Woche zu Gunsten des Euro interveniert. Die Stützungskäufe konnten den Eurokurs aber wiederum nur wenig beflügeln.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum vierten Mal binnen einer Woche zu Gunsten des Euro interveniert. Die Stützungskäufe konnten den Eurokurs aber wiederum nur wenig beflügeln. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Aktion schnellte die Notierung zwar um etwa einen halben US-Cent auf knapp 0,862 Dollar in die Höhe, bröckelte anschließend aber wieder leicht ab.

Auch diesmal beteiligten sich weder die US-Notenbank noch die Bank of Japan an der Aktion. Das Vorgehen der EZB sei den G- 7-Staaten allerdings bekannt gegeben worden. Volkswirte und Devisenhändler zeigten sich nicht überrascht. Sie begrüßten die Aktion. Durch die neuesten Zahlen über die Produzentenpreise in den USA habe der Euro am Donnerstag ohnehin einen leichten Aufwärtstrend gezeigt. Über die Folgen des in jedem Fall engen Wahlausgangs in den USA für Euro und Dollar waren sie sich allerdings nicht einig. Die EZB selbst begründete die Intervention nicht direkt. Allerdings hatte sie in ihrem Monatsbericht weitere Eingriffe zugunsten des Euro nicht ausgeschlossen. Zuletzt hatte die EZB Anfang der Woche an den Devisenmärkten interveniert und vor allem Dollar gegen Euro verkauft. Erneut betonten die Notenbanker, dass die "soliden" Fundamentaldaten des Euro-Währungsgebietes schon seit längerem nicht mehr im Einklang mit den Wechselkursen stünden. Dies sei ein Risiko für die Weltwirtschaft.

Stefan Bielmeier, Devisenexperte bei der Deutschen Bank, begrüßte die neuerliche Intervention. Es sei richtig, in einen verunsicherten Markt einzugreifen. Der EZB gehe es offenbar darum, den Kurs des Euro vor dem wahrscheinlichen Wahlsieg von George Bush in den USA auf jeden Fall über der Marke von 0,86 Dollar zu halten. Sollte Bush gewinnen, rechnen viele Beobachter mit erneutem Druck auf den Euro, weil sich der neue US-Präsident für einen starken Dollar und gegen Intervention aussprechen werde. Die von ihm geplanten Steuersenkungen könnten zudem der US-Konjunktur neuen Rückenwind verleihen.

Nach Ansicht von Commerzbank-Volkswirt Peter Pietsch wird man auch in den nächsten Tagen mit weiteren Interventionen rechnen müssen. An den Reserven der EZB wird es nicht scheitern: Sie liegen derzeit brutto bei rund 226 Milliarden Dollar. Am kommenden Dienstag wird die Notenbank neue Zahlen vorlegen. Dann kann man möglicherweise erkennen, wie viel sie für die Markteingriffe am vergangenen Freitag, am Montag und am gestrigen Donnerstag ausgegeben hat. Beobachter vermuten, dass die EZB jeweils gegen einstellige Milliarden-Dollarbeträgen Euro gekauft hat. Nach Ansicht von Pietsch willen die EZB den Euro-Kurs "unter Umständen mit Gewalt" in Richtung 0,88 oder 0,90 Dollar bringen. Dabei sei es allerdings schon schwer genug, die Marke von 0,86 Dollar zu halten. Durch die Unsicherheit über den Wahlausgang in den USA, die möglicherweise noch länger andauert, wird sich die EZB nach Ansicht von Pietsch nicht von weiteren Interventionen abhalten lassen. Wegen des schwachen Euro und der hohen Energiepreise kann die Verbraucherpreisinflation mit einer Rate von mehr als zwei Prozent länger anhalten als noch vor wenigen Monaten erwartet, schreibt die EZB im Monatsbericht November. Allerdings müsse den Wirtschaftsakteuren klar sein, dass dafür vor allem externe Faktoren und damit das Öl verantwortlich sei. "Wenn die Ölpreise - wie an den Märkten erwartet - nicht weiter steigen, werden sich die früheren Ölpreiserhöhungen allmählich nicht mehr in den jährlichen Inflationsraten niederschlagen." Im Oktober lag die Inflationsrate in Deutschland bei 2,4 Prozent nach 2,5 Prozent im September. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben Preisnachlässe bei Heizöl und Benzin im Berichtsmonat den Preisanstieg gebremst. Der Preis pro Barrel Rohöl lag im Oktober rund einen Dollar unter dem September-Niveau.

ro

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