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Es geht um die Wurst. Banken haben die Finanzkrise ausgelöst. Die irischen Institute hängen noch immer am Staatstropf, die deutschen behaupten, es gehe ihnen besser.

© dpa

Eurokrise: Deutsche Banken unter Stress

Der Blick geht mit gemischten Gefühlen auf den Banken-Stresstest, dem sich nun auch die deutsche Geldbranche stellen muss. Die Institute müssen beweisen, dass sie robuster aufgestellt sind als die irischen.

Frankfurt am Main - Die Szenarien sind dramatisch, jedenfalls aus Sicht eines Bankers: Rezession im Euro-Raum, deutlich steigende Langfrist-Zinsen, ein Einbruch der Aktienkurse um 15 Prozent – und daneben ein Schock an den Immobilienmärkten. All das müssen die Kassen der Institute aushalten, ohne fremde Hilfe. Keine leichte Aufgabe also.

Auf den Banken-Stresstest, dem sich nun auch die deutsche Geldbranche stellen muss, blickt die Branche mit gemischten Gefühlen. Bis zum 13. April müssen die Institute zeigen, dass sie mit Krisen umgehen können. Bis dahin müssen sie den Fragebogen für den Stresstest beantworten, den ihnen die Europäische Banken-Behörde aus London kürzlich zugeschickt hat. Veröffentlicht werden die Ergebnisse Mitte Juni. Die Kriterien seien verschärft worden und das sei gut, sagt Michael Kemmer, Chef des Bundesverbandes Deutscher Banken. Aber er warnt vor Fehlinterpretationen. Stresstests lieferten zwar wichtige Informationen, aber keinen Aufschluss darüber, ob einzelne Banken ein tragfähiges Geschäftsmodell hätten.

Bei den irischen Banken weiß man seit Donnerstag, dass sie trotz mehrerer Stützungsaktionen noch immer nicht fit sind. Noch einmal 24 Milliarden Euro sind nötig, ergab die jüngste Risikoprüfung. Was die Ergebnisse des europaweiten Tests für die deutschen Institute bringen, ist offen. Ernsthaft sorgen müssen sie sich aber nicht. Der Test sei zwar sinnvoll, die Kriterien aber zu lax, findet der Frankfurter Banken-Professor Martin Faust. Wie fragwürdig Tests sind, zeigte sich schon im Sommer 2010. Die irischen Banken bestanden die Prüfung – wenig später waren sie praktisch pleite und mussten vom Staat gerettet werden, der deshalb unter den Euro- Rettungsschirm schlüpfen musste.

88 Institute müssen sich der Prozedur unterziehen, in Deutschland sind es 13, darunter auch die Landesbank Berlin. Doch wichtige Parameter bleiben außen vor. „Grundsätzlich sind Stresstests ein gutes Instrument. Aber in der jetzt praktizierten Form sind sie ein Entgegenkommen an die Politik und führen in eine Sackgasse“, sagt Martin Faust. Zum einen hält er die Veröffentlichung der Tests für falsch, weil er dadurch laxer ausfalle. Zum anderen würden die Risiken von Staatsanleihen der Euro-Krisenländer, die die Banken halten, nicht gebührend berücksichtigt. Dem Vernehmen nach werden sie überwiegend zum Anschaffungspreis, nicht zum aktuellen Kurs bewertet. „Die Kriterien sind nicht scharf genug. Erhebliche Risiken werden ausgeblendet“, sagt Faust.

Mit Blick auf die deutschen Institute dürfte es beim Problemfall HRE bleiben. Die ebenfalls im Sommer kritischen Fälle NordLB und Postbank dürften sich laut Faust nun als stabiler erweisen: Der NordLB geht es besser, die Postbank gehört nun zur Deutschen Bank.

Ohnehin geht es beim Stresstest nicht um Bestehen oder Durchfallen. Kein einziges Institut wird dadurch in den Bankrott rutschen. Einige werden sich womöglich frisches Kapital beschaffen müssen. Hier dürfe es aber keine Automatismen geben, sagt Banken-Geschäftsführer Kemmer, es handele sich ja um ein hypothetisches Szenario. Eine detaillierte Veröffentlichung der Ergebnisse lehnt er ab. Das könne die Probleme einzelner Banken verschärfen.

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