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Hoch hinaus. Durch den Aufstieg der Schwellenländer wird der Unterschied zwischen Arm und Reich bald nicht mehr so groß sein, erwartet die OECD. Bis 2060 könnte sich das Pro-Kopf-Einkommen in China und Indien, hier der Markt in Neu-Delhi, versiebenfachen. Foto: dpa

© dapd

Wirtschaft: Europa fällt zurück

Bald dominieren China und Indien die Weltwirtschaft – Deutschland bleibt immerhin in den Top Ten.

Berlin - China und Indien werden in den kommenden Jahrzehnten zu den wichtigsten Industrienationen der Welt aufsteigen. Bis zum Jahr 2060 werden 46 Prozent der Wertschöpfung in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde entstehen, doppelt so viel wie heute. Dagegen schwindet die wirtschaftliche Bedeutung Europas weiter – von heute 17 auf nur noch neun Prozent in knapp 50 Jahren. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Wirtschaftsorganisation OECD am Freitag vorgelegt hat.

„Die Welt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, wird sich von unserer heutigen Welt fundamental unterscheiden“, urteilte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Bereits 2016 werde China die USA als weltgrößte Volkswirtschaft ablösen. Auch Indien werde die Vereinigten Staaten bald hinter sich lassen. Schon in weniger als zehn Jahren würden die beiden Länder mehr produzieren als alle G-7-Staaten zusammen.

Der Grund dafür liege in der raschen Bevölkerungsalterung in Japan, aber auch in der Euro-Zone. Das geringe Durchschnittsalter begünstige hingegen den Aufstieg von Ländern wie Brasilien oder Indonesien. Deutschland, derzeit auf Rang fünf der Wirtschaftsnationen, sehen die OECD–Ökonomen bis 2060 noch auf dem zehnten Rang. „Innerhalb Europas kommt auf Deutschland, Luxemburg und Österreich der größte Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung zu.“

Die OECD geht in ihrer Projektion von einem jährlichen Wachstum der Weltwirtschaft von rund drei Prozent aus. Dabei dürften Schwellenländer deutlich stärker zulegen als die etablierten Industriestaaten. Die heutigen Niedriglohnländer könnten ihr Pro-Kopf-Einkommen im Zuge dieser Entwicklung vervierfachen, China und Indien ihres sogar versiebenfachen. „In einem halben Jahrhundert wird die Kluft zwischen den Lebensverhältnissen in aufstrebenden und hoch entwickelten Nationen weniger ausgeprägt sein als heute“, erwartet die OECD.

Die seit Jahren anhaltende Schuldenkrise dürfte die zukünftige Rolle Europas in der Welt zusätzlich schwächen. Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaftsnation des Kontinents, erlebt nach einer Prognose der Zentralbank vom Freitag gerade eine Rezession. Zwischen Oktober und Ende Dezember werde das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal schrumpfen – der gleiche Wert wie im dritten Quartal. Die Wirtschaft wächst schon seit geraumer Zeit kaum und das Land debattiert darüber, wie es wieder wettbewerbsfähig werden kann. Die Industrie schrumpft dramatisch, und vor allem Arbeitsmarkt und Steuersystem gelten als problematisch.

Aber auch in Deutschland ist die Entwicklung nur kümmerlich. Das liegt auch an den steigenden Preisen: Im Oktober legten sie um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Bereits im September hatte die Inflation diesen Wert erreicht. Vor allem Benzin und Diesel zeigten sich als Preistreiber, sie verteuerten sich um 5,4 Prozent gegenüber dem Oktober vergangenen Jahres. Die Preise für Nahrungsmittel zogen um 3,3 Prozent an, wobei für Obst und Gemüse jeweils über sieben Prozent mehr verlangt wurde. mit dpa

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