zum Hauptinhalt
Touristen am Brandenburger Tor. Berlin ist bei ausländischen Gästen nach wie vor sehr beliebt.

© dpa

Europa-Tourismus: Touristen trotzen Terror

Ausländische Gäste lassen sich bislang nicht von den Terroranschlägen in Deutschland beeindrucken. Der Lufthansa hat ihre Geschäftserwartungen allerdings nach unten korrigiert.

Neuschwanstein, Brandenburger Tor, Hofbräuhaus: Touristen kehren Deutschland trotz der mutmaßlichen Terroranschläge in Würzburg und Ansbach und dem Amoklauf in München bisher nicht den Rücken. „Wir hatten bislang keine einzige Stornierung“, sagt Virginia Giordano, deren Unternehmen „Culture Trip“ Deutschland-Reisen für betuchte Kunden aus den USA organisiert. „Die Leute scheinen sich traurigerweise daran gewöhnt zu haben, dass solche Dinge passieren.“ Nur ein Kunde aus Australien habe sich per Telefon erkundigt, ob er seinen seit langem geplanten Besuch in Deutschland angesichts der jüngsten Gewalttaten im Land nicht besser abblasen solle. Der Mann wird seine Reise nun antreten. Zu den beliebtesten Reisezielen der Klientel von Culture Trip zählen Berlin, München, Heidelberg und Dresden.

Bis Ende Mai kamen mehr Touristen nach Deutschland als im Vorjahr

Auch die Hauptstadtvermarkter Visit Berlin sowie der Berliner Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sehen bislang keine gravierenden Veränderungen beim Tourismusgeschäft durch Terrorangst. Statistische Zahlen über Buchungen und Ankünfte in Berlin liegen bislang nur bis einschließlich Mai vor. Laut Landesamt für Statistik Berlin-Brandenburg ist bis zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Vorjahr sowohl die Zahl ausländischer Besucher als auch der Übernachtungen in Deutschland leicht gestiegen. „Natürlich ist Terror ein hoch sensibles Thema bei unseren ausländischen Besuchern“, sagt Visit-Berlin-Sprecher Christian Tänzler. Eine offizielle Reisewarnung von seiten deutscher Behörden gebe es aber nicht. „Wir versuchen daher, keine Panik zu verbreiten, das Thema aber trotzdem ernst zu nehmen.“

Die Lufthansa hat ihre Geschäftserwartungen zurückgeschraubt

Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa hatte ihre Geschäftserwartungen für das zweite Halbjahr am Dienstag wegen wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen, aber auch aufgrund der jüngsten Terroranschläge in Europa massiv zurückgeschraubt. Besonders belastend ist laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Unruhe in der Türkei. „Der Markt ist zusammengebrochen“, sagte er. Mittlerweile fliegt die Fluggesellschaft von Deutschland aus nur noch von Frankfurt nach Istanbul, Flüge von München gibt es derzeit nicht. Auch die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian haben ihre Direktflüge von Zürich und Wien an den Bosporus eingestellt. Nicht zuletzt leidet das touristische Geschäft von Sun-Express, der gemeinsamen Tochter von Lufthansa und Turkish Airlines, massiv.

Auch die Terroranschläge in Europa machen sich bemerkbar

Auch die Terroranschläge der vergangenen Wochen in Europa und die politische und wirtschaftliche Unsicherheit etwa nach dem Votum der Briten für den Brexit machen sich bei Lufthansa deutlich bemerkbar. Buchungen für Flüge aus den USA nach Europa haben der scheidenden Finanzchefin Simone Menne zufolge „deutlich nachgelassen“. Auch die Geschäfte in Asien und in Brasilien laufen nicht zufriedenstellend. Die Lufthansa hat deshalb ihre Kapazitätsplanung angepasst und wird im Winterflugplan ein Langstrecken- und sechs Kurzstreckenjets aus dem Betrieb nehmen. Auch geplante Investitionen werden überprüft. Für das dritte Quartal rechnen Spohr und Menne wegen der schwierigen Lage mit einem deutlich geringeren Ergebnis als 2015.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false