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Wirtschaft: Europabörse: Börsen-Diplomat Seifert ist nun gefragt (Kommentar)

Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse und damit Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und Börsenchef Seifert machen es sich allzu einfach. Die Entscheidung über die Fusion mit der Börse London wird aufgeschoben.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse und damit Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und Börsenchef Seifert machen es sich allzu einfach. Die Entscheidung über die Fusion mit der Börse London wird aufgeschoben. Aber nur, weil gar kein anderer Weg blieb, wenn man sich nicht alle Chancen verbauen will, dass die Fusion doch noch glückt. Der Aufsichtsrat wollen an den iX-Plänen festhalten, als ob in den letzten Wochen nichts geschehen sei. Aber die schwedische Übernahmeattacke auf London zwingt geradezu zu einer kontinentaleuropäischen Antwort und nicht zu sturem Festhalten an einem guten, aber eben in der jetzigen Form nicht mehr realistischen Plan. Breuer und vor allem der oft allzu selbstbewußt auftretende Börsenchef Seifert müssen endlich Flexibilität zeigen und ab und an auf Ratschläge von Dritten hören. Dass eine Konsolidierung der europäischen Börsen unausweichlich ist, sehen auch die Kritiker. Doch es muss möglich sein, über die Wege dorthin und die Art der Zusammenarbeit zu diskutieren.

Hierfür hat Seifert bisher wenig getan. Im Gegenteil: Monatelang hat er Frankfurts Banker und Börsianer im Regen stehen lassen. Kritikern ist er mit unverhohlener Überheblichkeit begegnet. Und trotzdem klopft ihm der Aufsichtsrat auf die Schultern. 22 Männer lassen nicht einmal einen Funken Kritik an Seifert erkennen. Keine Enthaltung, keine Gegenstimme. Die verschworene Gemeinschaft hat wieder einmal funktioniert. Seifert hat damit einen Freifahrtschein und das für fünf Jahre. Er sollte ihn nutzen. Der Karren steckt derzeit tief im Schlamassel. iX in der geplanten Form wird es nicht geben. Seifert hat die Chance, den Karren wieder flott zu machen. Zum Beispiel durch ein gemeinsames Übernahmeangebot der kontinentaleuropäischen Handelsplätze für die Londoner Börse. Das scheint derzeit die einzige Chance die unverzichtbare Konsolidierung der europäischen Börsen in die Tat umzusetzen. Jetzt muß Seifert zeigen, dass er auch diplomatisch sein kann.

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