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Wirtschaft: Europabörse: Frankfurt verschiebt Abstimmung über Fusion

Die Aktionäre der Deutschen Börse AG (DBAG) werden am Donnerstag nicht über die Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) entscheiden. Dies beschloss der Aufsichtsrat am Montag.

Die Aktionäre der Deutschen Börse AG (DBAG) werden am Donnerstag nicht über die Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) entscheiden. Dies beschloss der Aufsichtsrat am Montag. Ein neuer Termin für die außerordentliche Hauptversammlung steht noch nicht fest. "Mit der Verschiebung hält sich die Deutsche Börse alle strategischen Optionen offen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer nach der Sitzung. Gleichzeitig verlängerte der Aufsichtsrat den Vertrag des in den vergangenen Tagen heftig kritisierten Börsenchefs Werner G. Seifert um fünf Jahre bis 2006.

Aufsichtsrat und DBAG-Vorstand halten aber weiter an den Fusionsplänen mit London fest. "Der Zusammenschluss ist aus Sicht der Deutschen Börse weiterhin die attraktivste Option", sagte Breuer. IX International werde die führende Europa-Börse. Mit Mailand und Madrid wollten zwei weitere wichtige Börsen bei dieser Konsolidierung mitwirken. Ob die DBAG möglicherweise mit den Börsen in Paris, Amsterdam, Brüssel, Mailand und Madrid an einem eigenen Übernahme-Angebot für die LSE arbeitet, ließ Breuer offen.

In Frankfurter Finanz- und Börsenkreisen wurde die Verschiebung der außerordentlichen Hauptversammlung begrüßt. "Hätte Frankfurt abgestimmt, dann hätte man sich gebunden und London alle Optionen überlassen", sagt etwa Fiedel Helmer, Börsenchef des Bankhauses Hauck & Aufhäuser. Auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte die Verschiebung der Hauptversammlung als "absolut richtige Entscheidung". Mit einer einseitigen Zustimmung zur Fusion mit London hätte die DBAG allen anderen möglichen Partnern die Türe zugeschlagen.

Obwohl Börsenchef Seifert von vielen Bankern und Finanzexperten und auch von Aufsichtsräten für das bislang bei einer geplanten Fusion zumindest hierzulande beispiellose Sommertheater verantwortlich gemacht wird, wurde er am Montag im Aufsichtsrat in seinem Amt einstimmig bestätigt. Sein Vertrag, der erst am 31. Juli nächsten Jahres ausgelaufen wäre, wurde frühzeitig um fünf Jahre bis 2006 verlängert. Damit reagierte der Aufsichtsrat auf die zunehmend aufgekommenen Spekulationen, Seifert, der seit 1993 an der Spitze der Deutschen Börse AG steht, könnte vorzeitig abgelöst werden. "Der Aufsichtsrat versteht dieses Votum auch als Ausdruck des ungeschmälerten Vertrauens in eine weiterhin erfolgreiche Amtsführung von Werner G. Seifert", sagte Aufsichtsratschef Breuer.

Abgesegnet wurde vom Aufsichtsrat auch der überraschende Wechsel an der Spitze der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex. Deren Chef Jörg Franke scheidet aus seinem Amt und gibt zudem seine Aufgabe als Vorstandsmitglied der DBAG auf. Franke betonte, dass sein Ausscheiden zum Jahresende "meiner persönlichen Lebensplanung entspricht". Nachfolger von Franke wird Anfang Oktober Rudolf Ferscha. Der 39jährige Österreicher ist derzeit Finanzchef des Deutschland-Ablegers der US-Investmentbank Goldman Sachs.

ro

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