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Wirtschaft: Europäische Bank-Aktien gefragt

Milliardenofferte von BNP Paribas für italienische BNL treibt die Kurse / Gerüchte um Commerzbank

Berlin/Paris - Die europäische Bankenlandschaft gerät wieder in Bewegung und beflügelt die Aktien der Branche. Am Montag waren auch deutsche Finanzwerte gefragt. Deutsche-Bank-Aktien stiegen um 1,55 Prozent, Commerzbank um 1,54 Prozent, Allianz um 0,79 Prozent. Am Wochenende hatte die französische Großbank BNP Paribas ein freundliches Übernahmeangebot über neun Milliarden Euro für Italiens sechstgrößte Bank Banca Nazionale del Lavoro (BNL) abgegeben. Gemessen an der Bilanzsumme würden beide zusammen zur zweitgrößten europäischen Bank (siehe Grafik) aufsteigen. Die Aktien beider Finanzinstitute und der an dem Deal beteiligten spanischen Bank BBVA standen im Gegensatz zu anderen Finanzwerten unter Druck.

BNP-Generaldirektor Baudouin Prot sagte am Montag in einem Interview, BNP Paribas wolle ihr „Filialgeschäft zunächst in Europa, dann in den USA und dann in den Schwellenländern“ stärken. Gerüchte, die Bank wolle nach dem Kauf der BNL jetzt auch die Commerzbank übernehmen, dementierte er allerdings: „Wir haben derzeit kein weiteres Projekt“, sagte Prot der Pariser Finanzzeitung „La Tribune“. Die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet angesichts der niedrigen Bewertung europäischer Bank-Aktien eine langfristige Neubewertung – und damit auch weitere Fusionen. Am Montag hob die Investmentbank ihre Einschätzung des europäischen Bankensektors von „neutral“ auf „attraktiv“ an.

Mit einem Börsenwert von gut 61 Milliarden Euro liegt die BNP Paribas bereits knapp vor der italienischen Unicredito, dem Mutterkonzern der deutschen HypoVereinsbank (HVB), und zählt damit zu den Schwergewichten der europäischen Bankbranche. Bei den Großaktionären der BNL sicherte sich das französische Haus bereits Optionen auf 48 Prozent der Anteile; der Kauf und auch die Mehrheitsübernahme sind an die erwartete Zustimmung der italienischen Notenbank geknüpft. BNP Paribas war selbst im Mai 2000 nach einem Bietergefecht zwischen den französischen Banken BNP und Société Générale aus der Fusion von BNP und Paribas entstanden. In Italien beschäftigt BNP Paribas bereits 3700 Menschen. Die BNL mit Sitz in Rom zählt 17 000 Mitarbeiter. Das 1998 privatisierte Haus kam durch faule Kredite in eine Schräglage und setzt seit 2003 einen Umstrukturierungsplan um. Im vergangenen Sommer startete die BBVA ein Übernahmeangebot für die BNL, das aber scheiterte; nun verkauft die Bank ihren 14,75-prozentigen BNL-Anteil an BNP Paribas und macht dabei einen Gewinn von mehr als 600 Millionen Euro. mot/AF/dpa

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