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Europäische Union: Merkel will eine Rohstoffstrategie

Die deutsche Bundeskanzlerin spricht von "interessanten Vorkommen" in Zentralasien und fordert die EU auf, eine gemeinsame Rohstoffstrategie zu entwickeln.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die europäischen Staaten aufgefordert, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, Zugriff auf Rohstoffvorkommen in anderen Teilen der Welt zu sichern. „Angesichts der strategischen Rohstoffpolitik eines Landes wie China ist es dringend erforderlich, dass sich die Industrienationen – auch im europäischen Bereich natürlich – Gedanken über ihre langfristige Versorgung machen“, sagte Merkel in einer Festrede vor dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft am Donnerstag in Berlin. Ihre Aussage beziehe sich nicht nur auf Erdgas und Erdöl, sondern „weit darüber hinaus“, sagte Merkel. „Gerade in Zentralasien haben wir eine breite Palette von interessanten Vorkommen bis hin zu den Seltenen Erden, die wir noch brauchen werden.“

Merkel sagte dies vor dem Hintergrund jüngster Warnungen der Industrieverbände vor Engpässen, vor allem bei extrem seltenen Rohstoffen, die zum Bau von High-Tech-Produkten gebraucht werden. Seltene Erden ist der Sammelbegriff für Metalle wie Neodym, das zum Beispiel in Spezialmagneten verbaut wird, oder Erbium, das die Industrie in Lichtwellenleitern für optische Verstärker verarbeitet. Nach Schätzungen von Geologen liegen 95 Prozent der Seltenen Erden in China. Das Land hatte im Sommer einen Exportstopp für diese Rohstoffe verhängt, was im Westen Nervosität ausgelöst hat.

Mögliche Vorkommen in anderen Ländern wie Australien gelten als noch nicht ausreichend erschlossen, um diese wirtschaftlich auszubeuten.

Das Wirtschaftsministerium hatte erst vor zwei Wochen eine Abteilung eingerichtet, die sich mit diesem Versorgungsproblem befasst. Die Gründung dieser deutschen Rohstoffagentur sei ein wichtiger Schritt, hier weiter voranzukommen, sagte Merkel weiter.

Die Kanzlerin hielt die Rede vor rund 300 Vertretern aus Politik und Wirtschaft anlässlich eines Wechsels im Vorstand des Ost-Ausschusses. Der ehemalige Daimler-Manager Klaus Mangold übergab dort nach zehn Jahren den Vorsitz an Eckhard Cordes, den Chef des Handelskonzerns Metro. Der Ost-Ausschuss wurde 1952 gegründet und vertritt Anliegen der deutschen Wirtschaft in 22 Ländern der Region.

„Wir haben noch viel Luft nach oben, was die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen angeht“, sagte Merkel zum Engagement im Osten. Sie unterstrich die hohe Bedeutung, die die Partnerschaft mit Russland für Deutschland und die EU hat. Deutschland und die EU hätten „ein immenses Interesse“, Russland noch stärker an sich zu binden. Die Modernisierungsstrategie für die Industrie sei ein Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg Russlands. Das Land dürfe sich nicht nur auf seine Rohstoffe verlassen. „Deutschland steht da als Partner zur Verfügung“, bot die Kanzlerin an.

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