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Wirtschaft: Europäische Zentralbank: Zinsen und Ziele für das Geldmengenwachstum werden nicht geändert

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in der Euro-Zone erwartungsgemäß unverändert gelassen und zugleich den Referenzwert für das Wachstum der Geldmenge M3 bestätigt. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken entscheidende Schlüsselzins betrage weiter 4,75 Prozent, teilte die EZB im Anschluss an die turnusmäßige Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt (Main) mit.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in der Euro-Zone erwartungsgemäß unverändert gelassen und zugleich den Referenzwert für das Wachstum der Geldmenge M3 bestätigt. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken entscheidende Schlüsselzins betrage weiter 4,75 Prozent, teilte die EZB im Anschluss an die turnusmäßige Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt (Main) mit. EZB-Präsident Wim Duisenberg nannte den jüngsten Anstieg des Euro-Kurses einen "Schritt in die richtige Richtung". Die Gemeinschaftswährung habe scheinbar den Boden gefunden. Der Euro reagierte kaum auf die EZB-Entscheidung und notierte gut eine Stunde später nahezu unverändert bei 0,8835 Dollar.

Duisenberg sagte, die Erholung des Euro-Wechselkurses bestätige die Annahme der EZB, dass die Gemeinschaftswährung über Aufwärtspotenzial verfüge und spiegele die Wachstumsaussichten in der Euro-Zone wider. Zur Entscheidung, den M3-Referenzwert bei 4,5 Prozent beizubehalten, sagte Duisenberg: "Es gibt keine entscheidenden Belege dafür, dass das Produktivitätswachstum in der Euro-Zone messbar und nachhaltig steigt." Die Bestätigung des M3-Referenzwertes spiegele unveränderte Annahmen über das Potenzialwachstum wider. Ein beschleunigtes M3-Wachstum deutet in der Regel auf höhere Inflationsgefahren hin. Die M3-Entwicklung ist neben der Inflationsbeurteilung eine der zwei Säulen, an der die EZB ihre Zinspolitik ausrichtet.

Duisenberg sagte, die EZB werde aber auch weiterhin Hinweise auf eine steigende Produktivität in der Euro-Zone beobachten. Er erwarte, in den nächsten beiden Jahren ein Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent. Alles deute auf ein robustes Wachstum auf absehbare Zeit hin. Es sei nicht zu quantifizieren, wie stark die Risiken für die Preisstabilität seien.

Die EZB ließ auch den Zinskorridor für den Euro-Geldmarkt unverändert. Die Sätze dafür betragen weiterhin 3,75 Prozent für Übernacht-Einlagen von Geschäftsbanken bei der EZB (Einlagenfazilität) sowie 5,75 Prozent für Übernachtkredite (Spitzenrefinanzierungsfazilität). Die EZB-Entscheidungen waren von Analysten erwartet worden.

Die EZB überprüft ihren M3-Referenzwert einmal im Jahr. Die Geldmenge M3 enthält nach Definition der EZB Bargeld, Einlagen auf Girokonten bei Banken, Repogeschäfte, Einlagen und Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren, Geldmarktpapiere und -fonds sowie Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist. Seit Einführung des Euro im Januar 1999 liegt das M3-Wachstum im Dreimonatsdurchschnitt über dem EZB-Referenzwert von 4,5 Prozent.

Volkswirte sagten, eine Anhebung des M3-Referenzwertes hätte als Signal für eine lockerere Geldpolitik missverstanden werden und der Glaubwürdigkeit der EZB schaden können. Ein beschleunigtes M3-Wachstum deutet in der Regel auf höhere Inflationsgefahren hin. Der M3-Referenzwert gibt an, mit wieviel Liquidität die Wirtschaft in der Euro-Zone ihr langfristiges Wachstumspotenzial ohne Inflationsdruck erreichen kann.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco Asset Management, sagte: "Die Entscheidung war richtig, denn sie trägt den Daten Rechnung. Das Potenzialwachstum hat sich nicht erhöht. Mit Blick auf die Leitzinsen gehe ich davon aus, dass die EZB diese im Frühjahr senken wird." Heinrich Engelke von der Bankgesellschaft Berlin rechnet zunächst nicht mit Zinsschritten. "Auch auf absehbare Zeit erwarten wir keine Zinsveränderungen."

Klaus Baader von Lehman Brothers in London sagte: "Ein unveränderter Referenzwert von 4,5 Prozent für M3 erhöht die Wahrscheinlichkeit für Zinserhöhungen etwas mehr als dies bei einer Anhebung auf fünf Prozent der Fall gewesen wäre. Das Geldmengenwachstum wird nun weiter über dem Referenzwert liegen, sodass die erste Säule der geldpolitischen Strategie weiterhin Aufwärtsrisiken bei der Inflation signalisieren wird."

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