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Frankfurts Türme. „Im Segment Staatsanleihen ist die Ampel von Grün auf Rot gesprungen“, warnt die Bundesbank.

© p-a/dpa

Europas Banken: Das System stabilisiert sich

Die Bundesbank sieht die deutschen Banken zwar in einer deutlich besseren Lage als noch vor einem Jahr. Einen Grund zur Entwarnung kann die Notenbank allerdings noch nicht erkennen.

Frankfurt am Main - Hauptrisiken sind, nach Angaben von Vize-Präsident Christoph Zeitler und Vorstandsmitglied Andreas Dombret, die anhaltende Staatsschuldenkrise in Euroland und Risiken, die sich aus einer langen Phase niedriger Zinsen ergeben. Dies könne die Banken dazu verleiten, zu hohe Risiken einzugehen, um ihre Renditeziele zu erreichen, sagte Dombret am Donnerstag bei der Vorlage des Finanzstabilitätsberichtes 2010. Allerdings gaben die Banker zumindest Entwarnung mit Blick auf Irland. Dort liege das Risiko deutscher Banken nicht bei 130, sondern nur bei 25 Milliarden Euro.

Dies ergibt sich nach Angaben von Zeitler daraus, dass die Banken zwar bei Finanz- und Zweckgesellschaften engagiert sind, die ihren juristischen Sitz in Irland haben. Die Finanzströme liefen aber über andere, nicht von der Krise betroffene Staaten. Trotzdem aber bleibt die Staatsschuldenkrise auch für die Banken derzeit das größte Problem.

„Im Segment Staatsanleihen ist die Ampel von Grün auf Rot gesprungen“, sagt Dombret. „Das Problem der Staatsschulden wird uns noch einige Zeit beschäftigen.“ Er ließ offen, ob die Krise in der Zeit des derzeitigen Rettungsschirms bis zum Jahr 2013 bewältigt werden könne. Kapitalschnitte und damit auch die Pleite eines Eurolandes erwarten die Bundesbanker nicht. Ein danach greifender Krisenmechanismus muss nach Angaben von Dombret klare Vorgaben machen. Er dürfe nur im absoluten Ausnahmefall greifen, es müsse strikte Auflagen geben, nur eng befristete Hilfeleistungen, und auch private Gläubiger dürften dann nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden.

Andreas Dombret.
Andreas Dombret.

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Insgesamt beziffert die Bundesbank den möglichen Abschreibungsbedarf deutscher Banken auf kritische Wertpapiere und Kredite aktuell auf rund 60 Milliarden Euro. Dabei sind die Geldinstitute auch in angeschlagenen Immobilienmärkten wie in den USA und in Großbritannien engagiert. Trotzdem hat sich die Lage insgesamt für die Häuser entspannt. Vor Jahresfrist hatte die Bundesbank noch Wertberichtigungen von bis zu 90 Milliarden Euro erwartet.

Diese Verbesserung resultiere vor allem aus der deutlichen Erholung der Konjunktur. 2010 und 2011 müssen die Institute nach Angaben von Zeitler jeweils rund 23 Milliarden Euro auf ihre Wertpapiere und Kredite abschreiben. Am Jahresanfang war noch von 50 Milliarden allein für das laufende Jahr die Rede. Im vergangenen Jahr hatten die Banken Wertberichtigungen in Höhe von 37 Milliarden Euro bilden müssen. Die tatsächlichen Ausfälle bewegen sich nach Angaben von Zeitler im unteren einstelligen Prozentbereich. Eine konkrete Zahl nannte er aber nicht.

Stabilere Erträge und eine verbesserte Kapitalausstattung haben die Risikotragfähigkeit der Banken erhöht, sagen die Bundesbanker. Die wichtige Kernkapitalquote sei um zwei Prozentpunkte auf 10,5 Prozent gestiegen. „Als sanftes Ruhepolster sollten dies die Banken aber nicht betrachten“, warnt Zeitler. Aufgrund der verschärften Vorschriften brauchen die Institute bis Ende 2018 weitere 50 Milliarden Euro an frischem Kapital. Im Wesentlichen müssten sie dies über ihren Gewinn erwirtschaften.

Die Zeiten von Renditen von 25 Prozent, wie sie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zuletzt noch bis Sommer dieses Jahres als Ziel genannt hatte, sind damit nach Ansicht von Zeitler passé. Unter dem Strich aber können die Banken die neuen Regeln und Auflagen verkraften, glaubt Bundesbanker Dombret. „Die vielfach geäußerte Sorge vor einer Überforderung der Bankenbranche teile ich nicht“, sagte der Bundesbank-Vorstand. Die Banken seien auch weiter in der Lage, die deutsche Wirtschaft ausreichend mit Krediten zu versorgen.

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