zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Europcar bringt VW 1,26 Milliarden Euro

Franzosen zahlen mehr als erwartet für den Autovermieter / Betriebsrat attackiert VW-Vorstand

Berlin - Volkswagen hat seine Mietwagentochter Europcar für 3,32 Milliarden Euro an die französische Investmentgruppe Eurazeo verkauft. „Der Kaufpreis ist ein Bestätigung für die hohe Leistungsfähigkeit von Europcar“, sagte der VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder am Donnerstag in Wolfsburg. Wie Volkswagen weiter mitteilte, beträgt der Verkaufserlös nach Ablösung der Schulden noch 1,26 Milliarden Euro. „Das ist mehr als erwartet“, sagte Hypo-Vereinsbank-Analyst Albrecht Denninghoff dem Tagesspiegel. Er habe mit rund 800 Millionen Euro gerechnet. Nach dem Verkauf könne sich VW nun „auf die Hausaufgaben konzentrieren“, also seine Produktions- und Kostenstrukturen in Ordnung bringen.

Auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg verteidigte der neue Personalvorstand Horst Neumann am Donnerstag das Restrukturierungsprogramm, von dem in Deutschland in den nächsten drei Jahren 20 000 Arbeitsplätze betroffen sein werden. Dagegen warf der Betriebsrat dem Vorstand eine falsche Modellpolitik vor.

VW hatte bereits im vergangenen Jahr beschlossen, sich von der 100-prozentigen Tochter Europcar zu trennen. Vor zehn Tagen hatte der Wolfsburger Konzern dann bekannt gegeben, dass nun exklusiv mit dem französischen Investor verhandelt werde. Der nun erfolgte Verkauf steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch den VW-Aufsichtsrat und der Kartellbehörden. Pischetsrieder erklärte in Wolfsburg, „nach intensiver Analyse sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auch ohne den Besitz eines Kurzzeitvermieters wie Europcar“ ein erfolgreicher „Mobilitätsdienstleister“ werden können. Mit dem Verkauf „fokussieren wir uns weiter auf das Kerngeschäft“. VW hatte 1999 Europcar übernommen. Der Autovermieter mit Sitz in Paris kam zuletzt mit 5200 Mitarbeitern auf 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Das Ergebnis nach Steuern lag bei 67 Millionen Euro.

Im Stammwerk Wolfsburg machte unterdessen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh auf einer Betriebsversammlung den Vorstand für die Konzernkrise verantwortlich. „Die meisten Probleme sind hausgemacht und auf schwerwiegende strategische Fehler des Managements, wie zum Beispiel eine falsche Modellpolitik, zurückzuführen“, sagte er am Donnerstag. Osterloh forderte den Vorstand auf, konkrete Lösungen zu erarbeiten, statt mit „vagen Andeutungen Angst zu schüren“. Volkswagen plant ein Restrukturierungsprogramm, bei dem bis zu 20 000 Stellen wegfallen könnten.

„Unsere Produktivität und Auslastung sind zu niedrig, unsere Arbeitskosten zu hoch“, rechtfertigte VW-Personalvorstand Horst Neumann das Sparprogramm auf der Betriebsversammlung. Er sagte, für die Produktivitätsoffensive sei ein Maßnahmenpaket mit drei Schwerpunkten erarbeitet worden: Qualifizierung, Effizienzsteigerung und beschäftigungsflankierende Instrumente. Dazu gehöre auch das Thema Ausbildung. „VW wird in diesem Jahr 1200 Lehrstellen in seinen inländischen Werken anbieten und damit das Ausbildungsniveau stabil halten“, sagte Neumann. Die im laufenden Jahr Ausgebildeten würden wie im Tarifvertrag geregelt zu 85 Prozent von der Volkswagen AG übernommen und zu 15 Prozent von der VW-Tochter Autovision.

Neumann hatte im Herbst vergangenen Jahres den Posten als Personalchef von Peter Hartz übernommen. Hartz war nach der Affäre um Schmiergelder und Lustreisen zurückgetreten. Nun drohen ihm und Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert Schadenersatzforderungen, da die Affäre VW mindestens fünf Millionen Euro gekostet hat. Hartz und Volkert sollen daher auf der VW-Hauptversammlung am 3. Mai nicht entlastet werden. alf/dro

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false