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Werner Müller

© dpa

Evonik: Werner Müller tritt ab

Der Vorstandschef von Evonik geht vorzeitig in den Ruhestand – nachdem er den früheren RAG-Konzern für die Börse präpariert hat.

Berlin - Eine der schillerndsten Figuren der deutschen Wirtschaft geht von der Bühne. Werner Müller, Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG, hat um Auflösung seines Vertrages zum Ende des Jahres gebeten. Nachfolger des 62-Jährigen soll Klaus Engel (52) werden, derzeit Chef der Evonik Degussa GmbH. Müllers Vertrag läuft bis Juni 2011. Dass er nun vorzeitig ausscheidet, begründete er unter anderem mit dem Börsengang des Unternehmens, der für die Zeit zwischen 2011 und 2013 angepeilt ist. „Eine Aufgabe von dieser Größe und Tragweite ist in den Händen desjenigen am besten aufgehoben, der später auch für die Ergebnisse geradesteht“, meinte Müller. Und das sei nun einmal der Unternehmenschef, der auch nach 2013 noch die Verantwortung trage.

In einer Botschaft an die Mitarbeiter resümierte Müller die vergangenen fünf Jahre, in der aus dem RAG-Konzern Evonik wurde. „Die Vision, mit der ich angetreten bin, ist umgesetzt. Deutlich früher als ich es selbst für möglich gehalten hätte.“ Evonik sei nun der „strotznormale Konzern“ den er sich immer gewünscht habe. Und mit dem Einstieg des Investors CVC Capital Partners „sind wir am Kapitalmarkt angekommen“. CVC hatte kürzlich für 2,4 Milliarden Euro 25,01 Prozent der Evonik-Anteile gekauft.

Müllers Verdienst liegt in der Abwicklung des Steinkohlebergbaus und der Transformation der RAG zu Evonik. „Müller ist es gelungen, die historische Neuausrichtung ohne Arbeitsplatzverluste auf den Weg zu bringen“, sage IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt dem Tagesspiegel.

Nach den Jahren als parteiloser Wirtschaftsminister in der ersten Legislaturperiode der Regierung Schröder kam der gebürtige Essener 2003 zur RAG. Seine Kontakte in die Politik hatten ihn für den Job des RAG-Chefs ebenso qualifiziert wie sein Draht in die Zentralen der RAG-Eigentümer Thyssen-Krupp, Eon und RWE, für die Müller teilweise vor seiner Zeit als Minister tätig war.

Die RAG profilierte er als Mischkonzern mit den Bereichen Energie/Kraftwerkbau, Chemie und Immobilien. Um diesen sogenannten weißen Bereich zukunftsfähig zu machen, wollte Müller die Kohle abstoßen. Mit dem Kohlekompromiss vom Februar 2007 wurde das Ende der deutschen Steinkohle bis 2018 beschlossen. Ferner sollte der weiße Bereich von einer neuen Stiftung an die Börse gebracht werden und der Erlös die Folgekosten des Steinkohlebergbaus dauerhaft finanzieren. Müllers persönliches Ziel war der Posten an der Spitze der Stiftung. Das verhinderte jedoch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU).

Chef der Stiftung und damit auch Aufsichtsratschef von Evonik wurde Wilhelm Bonse-Geuking, früher Deutschland-Chef von BP. Am Mittwoch würdigte er Müller als einen Mann, der dazu beigetragen habe, „dem Ruhrgebiet eine neue soziale und wirtschaftliche Zukunftsperspektive zu geben“. Müllers designierter Nachfolger Engel, sprach von einer „Zäsur, denn der Spiritus Rector von Evonik tritt ab“. Das ganze Land verdanke Müller das Stiftungsmodell „und – wenn alles gut geht – die Steuerzahler acht Milliarden Euro mehr in der Tasche“. Engel meint den möglichen Erlös, wenn die restlichen 74,99 Prozent von Evonik in einigen Jahren auch noch verkauft werden.

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