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Wirtschaft: Ex-Rewe-Chef zahlt elf Millionen Euro Schadenersatz

Berninghaus ließ den Konzern eine wertlose Internetfirma kaufen und verdiente selbst daran – Verfahren wegen Untreue läuft noch

Berlin – Der frühere Rewe-Chef Ernst Dieter Berninghaus leistet Deutschlands drittgrößtem Lebensmittelhändler wegen dubioser Internetgeschäfte Schadenersatz in Höhe von insgesamt elf Millionen Euro. Einen entsprechenden Vergleich hätten beide Seiten am Freitag vor Gericht abgeschlossen, berichtete das Handelsunternehmen in Köln.

Erst im Frühjahr des vergangenen Jahres war Berninghaus als Hoffnungsträger zu Rewe gekommen. Im Oktober 2004 war Berninghaus dann überraschend nach nur knapp sechs Monaten als Rewe-Vorstandssprecher aus „gesundheitlichen Gründen“ zurückgetreten. Kurze Zeit später reichte Rewe eine Schadenersatzklage ein und stellte Anfang 2005 Strafanzeige gegen Berninghaus und andere möglicherweise Beteiligte.

Rewe hatte in einem der spektakulärsten Schadenersatzprozesse in der deutschen Wirtschaft von seinem ehemaligen Vorstandschef zunächst mehr als 30 Millionen Euro gefordert. Berninghaus fädelte im Jahr 2000 den Kauf der Schweizer Internetfirma Nexum durch Rewe ein. Der Lebensmittelhändler wollte sich fit für den boomenden Online-Handel machen. Rewe investierte damals rund 25 Millionen Euro. Dabei kassierte der Manager ohne Wissen des Konzerns eine Provision von 6,5 Millionen Euro. Das Geld soll auf ein Konto in der Karibik geflossen sein. Zudem: Berninghaus selbst saß zumindest kurzzeitig im Aufsichtsrat von Nexum.

Um die Investition Rewe schmackhaft zu machen, präsentierte Berninghaus ein Gutachten von Ralf Bender, einem früheren Manager bei der Metro-Immobilientochter AIG, den Berninghaus aus früheren Tagen bei der Metro kennt. Bender schätzte Nexum als ein Schnäppchen ein. Angeblich besaß die Firma ein gut gefülltes Auftragsbuch. Bender soll jedoch das Geschäft aufgebläht haben, durch einen Auftrag der AIG. Auch Bender kassierte eine Millionenprovision und seit längerem wird auch gegen ihn ermittelt. Doch die 25 Millionen Euro teure Investition erwies sich später als praktisch wertlos.

Berninghaus zahlt Rewe nun den Angaben zufolge die gesamte, im Zuge der Nexum-Übernahme an ihn geflossene Provision in Höhe von 6,5 Millionen Euro. Außerdem verzichtete der Manager auf alle Leistungen aus der Aufhebungsvereinbarung seines Vorstandsvertrages und auf alle Pensionsrechte. Die Höhe der gesamten Kompensation bezifferte Rewe auf rund elf Millionen Euro.

Vor der Einigung hatte Berninghaus in einer eidesstattlichen Erklärung über seine Vermögensverhältnisse Auskunft gegeben. „Wir wollten sicherstellen, dass wir das erreichen, was möglich war“, sagte Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck. Außerdem verpflichtete er sich, alle Informationen über eventuelle strafrechtliche Verfehlungen weiterer Personen an die Staatsanwaltschaft weiterzugeben.

Berninghaus Anwalt Michael Witzel bestätigte, dass sein Mandant 6,5 Millionen Euro zurückzahlen werde. Auch die Leistungen aus dem Aufhebungsvertrag werde Berninghaus nicht erhalten. „Das Verfahren war überflüssig. Was jetzt Gegenstand der Vereinbarung ist, wurde im Vorfeld von Dr. Berninghaus bereits angeboten und bedurfte keiner Bemühung der Gerichte,“ sagte Witzel.Die Ermittlungen der Anklagebehörde in einem möglichen strafrechtlichen Verfahren wegen des Vorwurfs der Untreue und des Betrugs gegen Berninghaus laufen noch.

Daniel Rhee-Piening (mit dpa)

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